Hausenstein vertritt immer wieder sehr pronocierte
Ansichten, mal progressiver mal konservativer Art. Hier ein Beispiel zum sich
ausbreitenden Phänomen des “Camping” in den fünfziger Jahren. Interessant, dass
der 73jährige 1955 mit “Nomadisierung” ein Wort benutzt, das in der heutigen Soziologie der Globalisierung
ein analytischer Begriff geworden ist.
Camping in den fünfziger Jahren |
4. September 1955
Von dem überall zunehmenden “Camping”-Rummel
degoutiert. Man sagt: die armen Leute – sie können sich kein Hotel leisten, und
so kommen sie wenigstens ins Freie… Als ob das Entscheidende auf dieser Ebene läge!
Das Primäre ist doch dies: die Nomadisierung, und zwar die spontane; die
wachsende Unlust am Geordneten, die Sucht nach Improvisation; die Sucht nach
einem “Leben” in Auflösung und
Zersplitterung (als Symptom der Atomisation überhaupt) usw. Camping: eine Art
freiwilliger “Ideologie” zum Zeitalter der “Lager” (vom Konzentrationslager zur
Baracke – wobei die Baracke noch etwas Statisches an sich hat).”
Wilhelm Hausenstein, Impressionen und Analysen, München
1969, S. 68
Was werden unsere niederländischen Leser dazu sagen?
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