Beim Stöbern in meinen Büchern fiel mir “Der Schneemann” von Jörg Fauser in die Hände. Er stand – sehr zu Recht – nicht bei den Kriminalromanen. Ich erinnere mich allerdings nicht, ihn je gelesen zu haben, obwohl ich in dem 1992 erschienenen Pocket eine Mitropa-Rechnung von 1993 fand, was auf eine Bahnreise zwischen Berlin und Groningen hindeutet. Zeit genug für ein gutes Buch, also.
Ich habe mal reingelesen und komme nicht wieder los. Welch
ein Schriftsteller!
Zum Beispiel:
“Ein Kakerlake packte mit seinen Vorderbeinen ein Weibchen
und bestieg es. Als sie auf den Titel Don’t
go breaking my heart gerutscht waren, warf Blum eine Münze in den Schlitz
der Musikbox, drückte die Taste und sah den Kakerlaken bei der Paarung zu. Die
Box war voller Kakerlaken, toten und lebenden. Rockfreaks, dachte Blum. Tanzen
auf dem warmen elektrischen Bauch der Maschine, rocken und ficken sich zu Tode.
Viel Spaß, ihr beiden. Der Kakerlake ließ das Weibchen los. Es rutschte über Sailing und La Barca und blieb auf Please
don’t go regungslos liegen. Der Alte hat sie totgemacht. Bei den Skorpionen
ist es das Weibchen, bei den Kakis das Männchen. So ist das Leben, Mädchen.
Blum griff sich sein Bier und sah wieder hinaus auf die Gasse, wo die jungen
Dinger im Gedröhn der Musik auf die Touristen warteten, die gerade überlegten,
ob sie sich eine halbe Flasche Wein zu Mittag leisten oder lieber ihrer Frau
das T-Shirt kaufen sollten, auf dem stand I
lost my heart in Malta.”
Jörg Fauser, Der Schneemann, Hamburg 1992, S. 25
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