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Mittwoch, 31. Dezember 2014

Was fange ich Silvester an?



Silvester

Was fange ich Silvester an?
Geh ich in Frack und meinen kessen
blausanen Strümpfen zu dem Essen,
das Herr Generaldirektor gibt?
Wo man heut nur beim Tanzen schiebt?
Die Hausfrau dehnt sich wild im Sessel –
der Hausherr tut das sonst bei Dressel –,
das junge Volk verdrückt sich bald.
Der Sekt ist warm. Der Kaffee kalt –
    Prost Neujahr!
  Ach, ich armer Mann!
Was fange ich Silvester an?

Wälz ich mich im Familienschoße?
Erst gibt es Hecht mit süßer Sauce,
dann gibts Gelee. Dann gibt es Krach.
Der greise Männe selbst wird schwach.
Aufsteigen üble Knatschgerüche.
Der Hans knutscht Minna in der Küche.
Um zwölf steht Rührung auf der Uhr.
Die Bowle –! (›Leichter Mosel‹ nur –).
Prost Neujahr!
  Ach, ich armer Mann!
Was fange ich Silvester an?

Mach ich ins Amüsiervergnügen?
Drück ich mich in den Stadtbahnzügen?
Schrei ich in einer schwulen Bar:
»Huch, Schneeballblüte! Prost Neujahr –!«
(Nein, nein – ich bin ja kein Minister!)
Bleigießen? Ists ein Fladen klein:
Dies wird wohl Deutschlands Zukunft sein ...
  Helft mir armem Mann!
Was fang ich bloß Silvester an –?

(Einladungen dankend verbeten.)


Theobald Tiger (Kurt Tucholsky)
Die Weltbühne, 30.12.1920, Nr. 53, S. 768.


Bleigießen? Ist´s ein Fladen klein: Dies wird wohl Deutschlands Zukunft sein...



Dienstag, 30. Dezember 2014

Die beste deutsche Graphic Novel



Der Markt für Graphic Novels bleibt schwierig. Fünf Jahre hat es gedauert, bis die beste deutsche Graphic Novel ins Niederländische übersetzt wurde: Ulli Lust, Vandaag is de laatste dag van de rest van je leven (Scratchbooks 2014, 29,90 €).

Arnon Grunberg hat für die Volkskrant eine kurze Rezension geschrieben.

Freitag, 26. Dezember 2014

Neues zu „Unserdeutsch“ – Interessant für Leser von Krachts „Imperium“



Das ist für die Leser von Christian Krachts Roman „Imperium“ interessant: der Stand der Dinge zur Pidgin-Sprache „Unserdeutsch“, die vor hundert Jahren in Deutsch-Neuguinea entstanden ist.

Die Website der Süddeutschen Zeitung von heute bringt einen Artikel dazu.
Diese sinnige Karte hilft dem SZ-Leser bei der Orientierung