Der für seinen Kunstgeschmack berüchtigte Kaiser Wilhelm II.
hat 1895 der Stadt Berlin 32 Marmordenkmäler geschenkt, die entlang der
Siegesallee aufgestellt wurden:
“Als Zeichen Meiner Anerkennung für die
Stadt und zur Erinnerung an die ruhmreiche Vergangenheit unseres Vaterlandes
will Ich daher einen bleibenden Ehrenschmuck für Meine Haupt- und Residenzstadt
Berlin stiften, welcher die Entwickelung der vaterländischen Geschichte von der
Begründung der Mark Brandenburg bis zur Wiederaufrichtung des Reiches
darstellen soll. Mein Plan geht dahin, in der Siegesallee die
Marmor-Standbilder der Fürsten Brandenburgs und Preußens, beginnend mit
Albrecht dem Bären und schließend mit dem Kaiser und König Wilhelm I., und
neben ihnen die Bildwerke je eines, für seine Zeit besonders charakteristischen
Mannes, sei er Soldat, Staatsmann oder Bürger, in fortlaufender Reihe errichten
zu lassen. Die Kosten der Gesamtausführung will Ich auf Meine Schatulle
übernehmen.“
Wilhelm II., Rede am 27. Januar 1895
Die Berliner sprachen schon bald despektierlich von den
„Puppen“. Ein Teil der Puppen hat den Zweiten Weltkrieg überstanden, war aber
nicht mehr öffentlich zu besichtigen. Jetzt haben sie weit im Nordwesten
Berlins eine neue Heimat auf der Geschichtsinsel Zitadelle Spandau gefunden.
Wenn man heute „bis in die Puppen“ fahren will, muss man also einen viel
weiteren Weg zurücklegen.
In der riesigen Zitadelle gibt es viel Platz, draußen und drinnen. Die
Ausstellungsmacher präsentieren die Figuren dennoch in mehr oder weniger
zusammengewürfelten Haufen, wie in einer Abstellkammer. Sie haben es auch nicht
besser verdient, möchte man meinen. Die Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine
Denkmäler“ hat ja gerade zum Ziel, den historisch wechselnden Umgang mit Ehren-
und Gedenkzeichen zu zeigen, und in dem Rahmen haben Wilhelms Puppen sich eine
gewisse Lächerlichkeit verdient. Wir haben jedenfalls nur gelacht:
Fotos: Piedschi |
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