Bevor wir uns der spektakulären Metamorphose des lyrischen
Ichs zuwenden, muss ich meinen Lesern ein Bild dieser jungen Frau verschaffen:
sie heißt Ann, ist aber natürlich nicht identisch mit Ann Cotten: die sitzt ja in
Berlin-Wedding und schreibt Gedichte.
Die verbannte Fernsehmoderatorin Ann ist eine Frau Anfang
dreißig. Ann Cotten hat sie für ihr Buch gezeichnet: Ann trägt auf der Insel Shorts und ein
enganliegendes Shirt. Sie hat lange, schlanke Beine und hochhackige Pumps von
Manolo Blahnik (!) an den Füßen.
Das ist gewiss nicht die geeignete Kleidung für die Verbannung auf eine Insel.
Wie ist sie damit bloß auf die Palme gekommen (vgl. die Illustration auf dem
Einband)?
Ann hat ein langes, schmales Gesicht
mit einer hochgetürmten Frisur; sie ähnelt mehr Sibylle Berg als Ann
Cotten. Mit den Luxuspumps tritt sie eine Kokosnuss los und
vertreibt damit einen Tiger. Dann fällt sie durch einen Windstoß von der Palme. Hier haben wir bereits einen
ersten Anklang an die griechische Mythologie: Im Text wird an dieser Stelle (S.
44) der Hellespont erwähnt, der ja mit der Geschichte von Helle, die vom Widder
mit dem Goldenen Vlies in die Meerenge zwischen Europa und Asien fällt,
verbunden ist.
Helle kam ums Leben. Ann dagegen tut sich gar nichts, trotz der
Höhe der Palme. Ein Hinweis auf göttlichen Schutz?
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