Die für „Verbannt!“ gewählte Form des Versepos ist das seit
dem 18. Jahrhundert so gut wie ausgestorbene Lehrgedicht, das seine Ursprünge
in der griechisch-römischen Antike hatte. Ann Cotten bringt das Lehrgedicht auf
die Höhe des 21. Jahrhunderts und bedient dabei auf postmodern-ironische Weise
eine ganze Reihe Merkmale dieser Gattung, die typisch für die römische Zeit
sind (z.B. in Ovids Metamorphosen): die Anrufung der Musen am Anfang, die
universale Thematik, den belehrenden Anspruch, das Personal und die Geschichten
der griechisch-römischen Mythologie.
Im siebten Kapitel zieht die Autorin eine Parallele zwischen
der Vielfalt der olympischen Götterwelt und den Paradigmenwechseln, die in der
götterlosen Welt von heute im Dezenniumstakt erfolgen und „die besten
Denkergirls und –boys mit Umdenk-Anreizen vom Selbstmord abhalten“ (S.
72): „Lass die Götter immer ihre Formen
wechseln (...) und die Welt ist feiner“.
So begegnen uns in allerlei verfremdeten und befremdlichen
Formen unter anderem Hermes, Pan und Syrinx, Minerva, Pallas Athene. Ann Cotten
interessiert sich vor allem für Metamorphose-Geschichten, zum Beispiel die vom geilen Pan, der die keusche Nymphe Syrinx verfolgt, die von den Göttern in Schilf verwandelt wird.
Die merkwürdigste Verwandlung vollzieht sie an ihrem lyrischen Ich selbst: aus Ann wird Hermes Wolpertinger (siehe den nächsten Beitrag).
Peter Paul Rubens, Pan und Syrinx (Ausschnitt) |
Die merkwürdigste Verwandlung vollzieht sie an ihrem lyrischen Ich selbst: aus Ann wird Hermes Wolpertinger (siehe den nächsten Beitrag).
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