In der Bibliothek der Humbolduniversität habe
ich mir letzte Woche die zweisprachige Ausgabe von Inger Christensens
„det“/“das“ ausgeliehen. Als ich mit dem Buch unterm Arm durch das Café
Weltgeist ging - so heißt die Kantine des germanistischen Instituts - und auf den Hegelplatz hinaustrat, traf mich
ein Geistesblitz: Sollte mit Ann Cottens Hegelland Berlin (respektive
Deutschland) gemeint sein? Der Hegelplatz flimmerte in der Berliner Sommerluft,
die Schwüle machte mich schwindeln, und mir wurde bewußt: Auch ich in
Hegelland! Ann könnte jeden Moment um die Ecke kommen, und wir könnten uns über
unsere gemeinsame Verbannung und über Wonnekind und die Seinen unterhalten…
Aber nein, etwas trennt uns doch, ein tiefer
Graben (?): Ann ist keine Deutsche! Sie ist aus einem fernen Land zu uns
gekommen. Einer der Preise, die sie in Deutschland bekam, war der Adalbert-von-Chamisso-Preis
für Migrantenliteratur (2014). Ann ist in der kleinen Stadt Ames in Iowa/USA geboren,
eine Amerikanerin, die als Fünfjährige 1982 mit ihren Eltern nach Wien gekommen
und nach ihrem Studium 2006 nach Berlin gezogen ist.
Der Hegelplatz in Berlin-Mitte |
So kam sie unter die Deutschen. Jetzt ist sie
die beste deutsche Lyrikerin ihrer Generation. Wie fühlt sich das an? Wie
deutsch ist sie? Gibt ihr Epos auch Auskunft darüber?
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