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Samstag, 22. August 2015

Mensch, Meyer!

Brütend liegt ein heißes Schweigen
Über Tal und Bergesjoch,
Evoe und Winzerreigen
Schlummern in der Traube noch.
Purpurne Veltlinertraube
Kochend in der Sonne Schein
Heute möcht ich unterm Laube
Deine vollste Beere sein!
Mein unbändiges Geblüte,
Strotzend von der Scholle Kraft,
Trunken von des Himmels Güte,
Sprengte schier der Hülse Haft!
Aus der Laube niederhangend,
Glutdurchwogt und üppig rund,
Schwebt ich dunkelpurpurprangend
Über einem roten Mund!


Conrad Ferdinand Meyer, Die Veltlinertraube, in: Deutsche Gedichte, hg. von Hans-Joachim Simm, Frankfurt am Main 2009, S. 782

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