Die beiden interessantesten Romane dieses Buchherbstes
kommen aus den USA und Österreich: „Unschuld“ („Purity“) von Jonathan Franzen
und „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“ von Clemens J. Setz. Sie erscheinen
nahezu gleichzeitig Ende dieser Woche, 800 Seiten dick das eine, 1000 Seiten
das andere. Und was es noch interessanter macht: Sie haben offenbar einiges
gemeinsam.
Die Hauptfigur ist jeweils eine junge Frau Anfang zwanzig,
in deren Leben jeweils zwei Männer eine geheimnisvolle Rolle spielen. Bei
Franzen ist das Ganze sehr welt- und geschichtshaltig, wobei das totalitäre
System der DDR einen (symbolischen?) Rahmen für Unfreiheit und Manipulation abgibt.
Bei Setz spielt sich der Hauptteil der Handlung in einer Einrichtung für
geistig Behinderte ab. Es wäre wohl ein Irrtum anzunehmen, dass es sich deshalb
um zwei grundverschiedene Bücher handeln muss.
Das eigentliche Thema hat in beiden Fällen viel mit dem
Verhältnis von Identität und Medienrevolution im 21. Jahrhundert zu tun. Es
wird sich lohnen, die Romane parallel und vergleichend zu lesen. Sie stehen
konstruktiv und sprachlich auf Augenhöhe, vielleicht ist Setz sogar der
sprachlich Überlegene.
Mehr kann ich noch nicht sagen, denn ich basiere dies alles
nur auf den Textproben und den Rezensionen, die bisher zur Verfügung stehen,
und auch die Rezensionen verraten noch nicht allzu viel:
Zu Clemens Setz: in der „Welt“ und in der „Zeit“ (nicht
online verfügbar). Und in Café Deutschland.
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