Mein Lesetagebuch hat große Konkurrenz bekommen: Der Suhrkamp Verlag hat unter der Leitung des
Literaturwissenschaftlers Guido Graf vierzig Autoren angeworben, die seit
gestern hundert Tage lang ihre Eindrücke von der Lektüre des riesigen Romans
von Clemens Setz vermelden werden.
Das Blog ist
unter der Adresse www.frau-und-gitarre.de
erreichbar. Es steht – nach Anmeldung und Kontrolle des Beitrags – auch allen
anderen Lesern des Buches für Kommentare zur Verfügung. Doch damit nicht genug:
Bei www.sobooks.de gibt es die digitale
Fassung des Romans, in der sich Wörter suchen, Zitate markieren und kommentieren lassen.
Ich werde
natürlich mit meinem eigenen Leseblog fortfahren. Als sehr nützlich empfinde
ich aber die Suchfunktion bei Sobooks, die mir viel Arbeit erspart.
Ein Beispiel: Im
Roman spielen viele Formen von Stalking, von Verfolgen und Verfolgt Werden eine
Rolle. So wird Natalie von einem Ohrwurm geplagt, den sie über achthundert
Seiten hinweg nicht mehr los wird. Es ist eine bestimmte Zeile aus einem Lied
von Bette Midler. Dabei fällt ihr ein Wort nicht ein: “You are the irgendwas
beneath my wings” (und sie ersetzt dieses Wort immer wieder durch irgendein
anderes).
“Merkwürdig und
gespenstisch klang diese unfreiwillige Stimme, die sich meldete und plötzlich,
während man den Salat durchmischte, zu singen begann: You are the irgendwas beneath my wings. Fremdgesteuert durch Musik
wie durch einen dieser Super-Parasiten, der in den Kopf einer Ameise eindringt
und sie aushöhlt, bis er in ihr herumfährt wie in einem gepanzerten Tankfahrzeug” (S. 214f.).
Zweiundzwanzigmal
taucht dieser Ohrwurm im Roman auf; erst die letzten drei Male in den Neunhunderter-Seiten in der korrekten
Fassung: “You are the wind beneath
my wings“.
Das konnte ich mit der Suchzeile bei Sobooks jetzt ganz
einfach für das ganze Buch auflisten lassen. Leider ist die Seitenzählung in
der digitalen Fassung eine andere als in der Druckversion. Aber trotzdem: Thank
you so, Sobooks. You are the wind beneath my wings!
Was es mit dem Wind unter Natalies Flügeln auf sich hat,
kann ich leider noch nicht sagen. Ich muss ja noch vierhundert Seiten lesen.
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