Steffen Kopetzky
gibt zu Anfang von „Risiko“ ein korrektes Bild der unruhigen Situation in
Albanien 1914, konzentriert sich dabei aber auf den Einsatz des deutschen
Kreuzers S.M.S. Breslau und seiner Mannschaft als Teil einer internationalen
Friedensmission.
Die niederländischen
Offiziere, die in Albanien eine Polizeitruppe aufbauen sollten, werden zwei Mal
kurz erwähnt (Seite 22 und 45). Dabei lässt Kopetzky die krisenhafte Zuspitzung
der Lage insbesondere für die Niederländer (siehe unten) außer Acht. Diese ist
für die Romanhandlung im Zusammenhang mit der Hauptfigur, dem deutschen Funker
Sebastian Stichnote, auch nicht notwendig: Er erlebt seine eigene
lebensbedrohliche Krise durch ein Techtelmechtel mit einer Einheimischen. Damit
introduziert der Autor die love story,
die seinen Roman durchziehen wird.
Zur Lage der
Niederländer mache ich hier nur deshalb einen Exkurs, weil es einen
Zusammenhang mit meinem Wohnort Groningen gibt.
Also: Zwölf Tage
vor dem Landgang des deutschen Detachements in Durrës (Durazzo) war der niederländische
Major Lodewijk Thomson dort von einer (verirrten?) Kugel tödlich getroffen
worden. Dieser Vorgang führte zu großer Verunsicherung bei den niederländischen
Offizieren. Sie verließen dann bereits Ende Juli das Land wieder.
Major Thomson
hatte schon zu Lebzeiten bei seinen Untergebenen und in den Niederlanden einen
Kultstatus genossen, an dem er durch geschickte Medienarbeit mitgewirkt hatte.
Nun war er der erste niederländische Militär, der auf einer internationalen
Friedensmission ums Leben gekommen ist. Sein Tod führte zu einer gewaltigen
Anteilnahme in seinem Heimatland. Der Leichnam wurde überführt und am 15. Juli
1914 auf dem Groninger Friedhof „Zuiderbegraafplaats“ bestattet. Der Sarg kam per Schiff
in Amsterdam an und wurde mit der Bahn nach Groningen gebracht. An der
Bahnstrecke standen mehrere Regimenter und tausende Bürger Ehrenspalier, und
die Stadt Groningen hatte einen solchen Trauerzug wohl noch nie erlebt. Es gibt
Filmaufnahmen davon, die auf Vimeo zu sehen sind.
Am Hereweg steht
ein Denkmal Thomsons am Ort der ehemaligen Rabenhauptkaserne (zwischen den
heutigen Wohnhäusern Nr. 109 und 111. Letztes Jahr wurde anlässlich des 100. Todestages eine Kopie in Den Haag
aufgestellt.
Denkmal für Lodewijk Thomson am Hereweg in Groningen |
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