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Samstag, 21. März 2015

Steffen Kopetzkys Roman „Risiko“ – Ein Leserblog (1)



Die enthusiastischen Rezensionen zu Steffen Kopetzys historischem Abenteuerroman „Risiko“ (Stuttgart 2015: Klett Cotta, € 24,95) haben mir solchen Appetit auf dieses Buch gemacht, dass ich beschlossen habe, ihm ein Leserblog zu widmen: Während der nächsten ein, zwei Wochen berichte ich portionsweise von meiner Lektüre und den Assoziationen, die sie bei mir bewirkt.


Für diesen ersten Beitrag habe ich gleich auf den ersten Seiten des Romans einen thematischen Aspekt ganz nach meinem Geschmack gefunden: Es gibt eine hochinteressante deutsch-niederländische Konnotation, die einen Platz in meiner Begegnungsgeschichte dieser beiden Länder bekommen würde (wenn ich die denn doch noch mal schreiben sollte).


Die Romanhandlung setzt am 27. Juni 1914 ein, dem Tag vor dem Attentat auf den österreichischen Thronfolger. Ort der Handlung ist die albanische Hafenstadt Durrës. Das Fürstentum Albanien war  1912 auf der Londoner Botschafterkonferenz geschaffen worden.
 
Wilhelm zu Wied als Fürst von Albanien
 
Als Fürst wurde ein deutscher Prinz eingesetzt: Wilhelm zu Wied (im Roman auf Seite 16 erwähnt). Er hatte zwar keine Ahnung vom Land, seiner Kultur und Sprache, aber er sollte als neutrale Figur zur Befriedung Albaniens und der Region beitragen.


Wilhelm zu Wied (1876-1945) war übrigens der Sohn einer niederländischen Mutter: der Prinzessin Marie von Nassau. Damit war er auch ein Neffe der niederländischen Königin Wilhelmina. Seine Regentschaft währte nur von März bis Anfang September 1914: Nach Ausbruch des Weltkrieges musste er das Land verlassen (er hat aber nie abgedankt).


Es gab in den Jahren vor 1914 eine intensive Zusammenarbeit der europäischen Mächte zur Aufrechterhaltung des Friedens in europäischen Krisenregionen, insbesondere auf dem Balkan. Weitere auf der Botschafterkonferenz beschlossene Maßnahmen zur Befriedung Albaniens waren der Schutz des fürstlichen Palastes durch das deutsche Kriegsschiff S.M.S. Breslau und der Aufbau einer Polizeitruppe durch niederländische Offiziere. Zu Anfang der Handlung geht ein zehnköpfiges Detachement der Breslau unter Leitung des Leutnants Dönitz an Land (Dönitz? Da war doch was? Ja, tatsächlich: Es handelt sich um den späteren Großadmiral und Hitlers Nachfolger.) Ich zitiere:


„An einem belebten Platz, auf dem heruntergekommene venezianische Palazzi und Bürgerhäuser standen, stießen sie auf drei Angehörige der leuchtend grün uniformierten Polizeitruppe des Stadtkommandanten, die von niederländischen Offizieren geleitet wurde und deren Patrouille nun mit Leutnant Dönitz in ein Gespräch über das Ziel seiner Mannschaft trat“ (Risiko, S. 22f.).


Tja: eine deutsch-niederländische Zusammenarbeit, von der heute kaum ein Niederländer oder Deutscher noch etwas weiß.


Bei der weiteren Entfaltung des Romananfangs hat Steffen Kopetzky einen Umstand außer Acht gelassen, der auch noch eine Konnotation zu meinem niederländischen Wohnort Groningen gehabt hätte. Aber davon morgen mehr. Ich gehe jetzt auf einen Groninger Friedhof und suche das Grab eines niederländischen Nationalhelden, von dem ich bis heute nichts wusste…

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