Dass Ilse Werner, der Ufa-Star der vierziger Jahre, eine Niederländerin war, ist nicht nur heute weitgehend unbekannt, sondern war es auch damals, während der Nazi-Zeit. Sie war, sagt sie selber, neben den Schwedinnen Zarah Leander und Kristina Söderbaum und der Ungarin Marika Rökk der bekannteste und beliebteste deutsche Filmstar.
“Dabei fiel ich während des Krieges sogar unter die
Gesetzgebung für ‘feindliche Ausländer’. Das ‘Idol der deutschen Soldaten’
musste sich jede Woche einmal auf dem zuständigen Polizeirevier melden.” (Ilse
Werner, So wird’s nie wieder sein, Kiel 1991, 34f.)
Diese Qualifizierung, “Idol der deutschen Soldaten”, zitiert
sie ohne weiteren Kommentar in ihrer Autobiographie, die sie 1991 zusammen mit dem Journalisten Erich Schaake verfasst hat. Ihre ganze Mitarbeit in der
Unterhaltungsindustrie des deutschen Reiches während der Kriegsjahre – sie war
in der Zeit Anfang zwanzig – ist ihr offenbar nie ein Problem gewesen. Auch nicht
die deutsche Besetzung der Niederlande, die sie allerdings auch nie kennengelernt
hat: sie kam ja aus Niederländisch- Indien, aus Batavia (Djakarta), und von dort aus als Zehnjährige nach Deutschland
und Österreich.
Man muss das wohl akzeptieren. Sie war naiv, unpolitisch und
glücklich mit ihrem übergroßen Erfolg. Und in der Ufa konnte im übrigen so
mancher nicht oder nicht ganz Regimetreuer überleben.
Zur Vorsicht macht sie
für die Leser ihres Buches aus einem kleinen Streit mit Goebbels ein ganzes
Kapitel “Der große Krach mit Goebbels” und ein weiteres mit dem Titel “Hitler
verbot meinen schönsten Film”. Dabei ging es um Rolf Hansens “Das Leben kann so schön sein”, dessen realistische Zeichnung des Lebens im Berlin der dreißiger
Jahren Hitler zu negativ war. Der Film wurde erst 1950 unter dem Titel “Eine
Frau fürs Leben” herausgebracht. Leider kann ich keine Filmausschnitte dazu
finden.
Deutsche wurde Ilse Werner erst 1955 durch die Heirat mit
ihrem zweiten Mann, dem Komponisten Josef Niessen.
Zur Rolle der weiblichen Stars in der Ufa gibt es einen
aufschlussreichen Dokumentarfilm: Friedemann Beyer, Frauen für Deutschland. Filmidole im Dritten Reich.
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