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Sonntag, 27. Juli 2014

Feldeváye (8) - Die Aura der Kunst


Die galaktische Gesellschaft im Roman Feldeváye, die aus Tausenden bewohnten Planeten in drei Galaxien besteht, hat keine Idee davon, was Kunst ist und wozu sie dient. Dass die uralte Spezies der Lapithen Kunstwerke aus der irdischen Vergangenheit aufspürt und in leuchtenden Rahmen auf den Planeten Feldeváye strahlt, gibt den Werken in wörtlichem Sinn eine Aura des Geheimnis- und Bedeutungsvollen. Die Lapithen verfügen über eine weit überlegene Technologie und sind bei allen anderen Spezies hoch geachtet. (Dath verwendet diesen Namen nicht ohne Hintersinn: Die Lapithen sind in der Mythologie der Griechen das Volk, von dem die alten Hellenen abstammen.)


British Museum: die Aura der Kunst
Die Machthaber und Verwalter der Galaxis wollen das Rätsel der Kunstwerke lösen und auch sein eventuelles Gefahrenpotential einschätzen. Sie lassen die Werke in die “Omphaloi” (= Museen) schaffen und investieren in die “Auswertung” (= Kunstwissenschaft), die aber außer Sammeln, Ordnen und Beschreiben nichts zuwege bringt. Erst die Dissidentengruppe der “Aistheten” (siehe den Beitrag Feldevaye 7) entdeckt Schritt für Schritt das revolutionäre Potential von “Kunst” und wendet es gegen die Mächtigen an.


Wenn ich das so beschreibe, wird deutlich, dass es in Feldeváye, wie in jedem guten SF-Roman, gar nicht um die Zukunft, sondern um unsere Gegenwart geht. Was hier beschrieben wird, ist der Kunstbetrieb von heute, der riesige künstlerisch-ökonomische Komplex auf der einen Seite  und die kleine Minderheit der radikalen und unterdrückten Avantgardisten auf der anderen.


Dennoch: Dietmar Dath würde dem nicht zustimmen und in etwa sagen: “Nein, nicht der heutige Kunstdiskurs spielt eine Rolle. Mein Roman erzählt von einer möglichen Zukunft der Künste.” Ach, das hat er ja gesagt, kürzer noch: “Kunstdiskurs? Lass mal, es ist ein Roman” (S. 804).


Das lasse ich einfach mal so stehen.

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