In meinem vorletzten Beitrag habe ich von zwei geplanten Gesamtausgaben Nietzsches berichtet. Eine der beiden, die im Stroemfeld-Verlag erscheinen sollte, wird es definitiv nicht geben: Nach dem Frankfurter Teil ist kürzlich auch der Baseler Teil des Verlags pleite gegangen, und so sind von der Basler Ausgabe nur die beiden ersten Bände mit dem Zarathustra erschienen.
In den letzten Jahren haben viele kleinere Verlage Probleme bekommen, da die Universitätsbibliotheken deutschland-, europa- und wohl auch weltweit als Abnehmer gedruckter Editionen immer mehr ausfallen und nur noch elektronische Ausgaben in ihre Bestände aufnehmen.
Bleibt noch die Ausgabe im L.S.D.-Verlag Karl Lagerfelds. Nun ist Lagerfeld 2019 gestorben. Dieses Jahr wurde ein Teil seines Besitzes bei Sotheby in Köln versteigert. Möglicherweise wird es sich Jahre hinziehen, bis die Situation im L.S.D.-Verlag geklärt ist, ob eine so aufwändige Werkausgabe noch erscheinen kann. Es war ja sowieso schon fraglich!
Der vorgesehene Herausgeber Rüdiger Schmidt-Grépály hat am Ende des wunderschön herausgegebenen Bändchens "Friedrich Nietzsche. Lernt mich gut lesen -" einen detaillierten Überblick über die geplante Ausgabe in 19 Bänden (plus Supplement plus Kommentarband) gegeben. Außerdem sollen, als Teil 1, Nietzsches handschriftliche Druckmanuskripte faksimiliert und in Originalgrösse auf unterschiedliche Schreibpapiere, wie Nietzsche sie verwendet hat, gedruckt und in Archivschachteln präsentiert werden.
Das ist vielleicht zu schön, um wahr zu werden.
Der L.S.D.-Verlag ist übrigens eine seriöse Angelegenheit. Lagerfeld arbeitete schon lange mit Gerhard Steidl zusammen (der übrigens die Werke von Günter Grass verlegt hat). Unter dem Imprint LSD (Lagerfeld, Steidl, Druckerei) sind seit 2010 etwa vierzig schön gestaltete und gar nicht mal so teure Leinenbände erschienen, mit Texten von u.a. Virginia Woolf, die Karl Lagerfeld vorgeschlagen hatte. Wer will, kann sich auch für 15 € ein Blanco-Tagebuch (365 Seiten!) in der gleichen schönen Ausstattung bestellen. Karl Lagerfeld war ein Büchernarr. Seine Privatbibliotheken in den verschiedenen Domizilen umfassten 300.000 Bücher. Das ist, vermute ich, die weltweit größte Privatbibliothek. Sowas muss man wollen.
Karl Lagerfeld (1933-2019)
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