Die niederländische NRC lässt in ihrer Ausgabe vom 27/28. August den Philosophen Ger Groot als Verteidiger von Karl Mays Winnetou zu Worte kommen. Der Titel des - leider etwas naiven - Artikels ist „Winnetou is de ideale mens“ (Seite 06 der Rubrik „Opinie & Debat“). Herzlichen Dank, Ger Groot!
Anlass des Plädoyers ist der Umstand, dass der niederländische Verleger von Karl May, der ehrwürdige Meulenhoff Verlag in Amsterdam, alle Karl May-Titel aus dem Programm genommen hat. Er kapituliert damit leider vor den Versuchen kleiner Gruppen selbsternannter Sprach- und Kulturpolizisten, die Vielfalt unserer Medienwelt zu zensieren und ideologisch zu beherrschen. Es ist eine Schande, dass Meulenhoff sich darauf einlässt.
Ger Groot und mit ihm eine ganze Reihe weiterer niederländischer Kommentatoren sind allerdings über die entsprechende Situation bei deutschen Verlagen völlig falsch informiert. Die deutschen Karl-May-Ausgaben erscheinen weiterhin unbehindert. Der Ravensburger Verlag, den er anführt, ist nicht der deutsche Verleger von Karl May. Bei dem Buch, dass in diesem Verlag gerade tatsächlich gecancelt wurde, handelt es sich um ein unbedeutendes Begleitbuch zu dem Film „Der junge Häuptling Winnetou“, der gerade in Deutschland anläuft. Schon das hat eine heiße Debatte in Deutschland ausgelöst.
Die Werke Karl Mays erscheinen seit 1913 im Karl-May-Verlag Radebeul/Bamberg, der niemals auf die Idee käme, die Winnetou-Titel zu streichen. Würde er dazu gezwungen, gäbe es einen kollektiven Wutausbruch in der deutschen Bevölkerung.
Die Winnetou-Bücher sind die erfolgreichste Fantasyroman-Trilogie der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts. Man muss sie nicht mögen, aber allen Zensurversuchen sollte entschieden entgegengetreten werden, und härter als Ger Groot es tut.
Ich habe meine Exemplare aus dem Regal geholt und werde sie in stillem Protest noch einmal lesen. Härteres folgt später.
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