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Samstag, 11. Mai 2013

Schloss Tamsel (Dąbroszyn)

Wenn es schon in Ostdeutschland schwierig ist, die Schlösser und Landsitze des deutschen Adels zu erhalten, wie schwer mag es dann in Polen sein?

Ein Beispiel bekamen wir auf unserer letzten Reise zu sehen: das verfallende Schloss Tamsel in Dąbroszyn in der Nähe von Küstrin. Hier schwärmte im 18. Jahrhundert der junge Alte Fritz von der Schlosserbin Louise Eleonore von Wreech.


Heute sieht das alles nicht sehr gut aus. Dabei hat man sich in den letzten Jahren durchaus darum gekümmert. Eine Nachfahrin der ehemaligen deutschen Besitzer hat sich für den Erhalt eingesetzt, und EU-Gelder sind geflossen. Aber all das reichte nicht für mehr als die zeitweise Nutzbarmachung des Erdgeschosses.
Der Park ist weiterhin verwildert, die ehemaligen Wirtschaftsgebäude stehen vor dem völligen Verfall.
Dort trafen wir einen Polen mittleren Alters, der gut Deutsch sprach und uns vom “größten Fehler” seines Lebens berichtete: Er hatte den gräflichen Kuh- und Pferdestall gekauft, ein stattliches Gebäude, aber dabei seine Möglichkeiten überschätzt. Er fragte uns, ob wir Millionäre seien, und möglicherweise auf der Suche nach lohnenden Investitionsobjekten. Wir lobten die Blümchen, die seine Frau an der Ruine entlang gepflanzt hatte und empfahlen uns.

Der Kuh- und Pferdestall von Tamsel

Die Polen haben nach 1945 zu keiner dauerhaften Nutzung des Schlosses gefunden. Zum Geldmangel kam hinzu, dass man dem Frieden mit den Deutschen nicht traute. Bis zu den Ostverträgen mit der Bundesrepublik ging man mehr oder weniger davon aus, dass die Deutschen eines Tages zurückkehren würden. Viele der neuen Einwohner von Dąbroszyn waren im übrigen selber Vertriebene, die aus den von der Sowjetunion konfiszierten ostpolnischen Gebieten gekommen waren.

Vor einigen Jahren gab es Feste in und vor dem Schloss. Der fröhliche Anblick täuscht. Im Moment herrscht wieder der Zerfall. Unser Berliner Freund sammelt Daten und Bilder aus der Region. Wer mag wohl mehr Chancen zur Bewahrung der Erinnerung haben: die Historiker oder die Literaten? Der bekannte deutsche Krimi-Autor Horst Bosetzky hat einen Roman über zwei seiner Vorfahren geschrieben, die im Schloss als Kammerdiener gedient hatten: “Tamsel.Der Aufstieg derer von Bosetzky unter Friedrich II.” (Berlin 1999). Das Buch ist allerdings schon vergriffen.

3 Kommentare:

  1. es ist wirklich sehr schade, ich war auf schloss tamsel zu einem konzert, das ein quartett der gorzower philharmoniker gab 2012? 2013? ich weiß es nicht mehr. ein paar räume im erdgeschoss waren damals halb fertig, jetzt sind sie wohl wieder verfallen. das schloss steht zum verkauf, aber wer kauft es denn? wahrscheinlich wird es gänzlich zerfallen, irgendwann... was für ein jammer!

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  2. hallo, wir sind eine Gruppe von "verrückten" positiven Alternativen. Ich habe an die Email adresse, die am Schlosse angeschrieben ist, geschrieben und keine Antwort erhalten. Kennt jemand die jetzigen Besitzer? johannes pfister@thinkcamp.eu

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  3. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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