Ein Beispiel bekamen wir auf unserer letzten Reise zu sehen:
das verfallende Schloss Tamsel in Dąbroszyn
in der Nähe von Küstrin. Hier schwärmte im 18. Jahrhundert der junge Alte
Fritz von der Schlosserbin Louise Eleonore von Wreech.
Heute sieht das alles nicht sehr gut aus. Dabei hat man sich
in den letzten Jahren durchaus darum gekümmert. Eine Nachfahrin der ehemaligen
deutschen Besitzer hat sich für den Erhalt eingesetzt, und EU-Gelder sind
geflossen. Aber all das reichte nicht für mehr als die zeitweise Nutzbarmachung
des Erdgeschosses.
Der Park ist weiterhin verwildert, die ehemaligen
Wirtschaftsgebäude stehen vor dem völligen Verfall.
Dort trafen wir einen Polen mittleren Alters, der gut
Deutsch sprach und uns vom “größten Fehler” seines Lebens berichtete: Er hatte
den gräflichen Kuh- und Pferdestall gekauft, ein stattliches Gebäude, aber dabei
seine Möglichkeiten überschätzt. Er fragte uns, ob wir Millionäre seien, und möglicherweise
auf der Suche nach lohnenden Investitionsobjekten. Wir lobten die Blümchen, die
seine Frau an der Ruine entlang gepflanzt hatte und empfahlen uns.
Der Kuh- und Pferdestall von Tamsel |
Die Polen haben nach 1945 zu keiner dauerhaften Nutzung des
Schlosses gefunden. Zum Geldmangel kam hinzu, dass man dem Frieden mit den
Deutschen nicht traute. Bis zu den Ostverträgen mit der Bundesrepublik ging man
mehr oder weniger davon aus, dass die Deutschen eines Tages zurückkehren
würden. Viele der neuen Einwohner von Dąbroszyn waren im übrigen selber Vertriebene, die aus den von der
Sowjetunion konfiszierten ostpolnischen Gebieten gekommen waren.
Vor einigen Jahren gab es Feste in und vor dem Schloss. Der
fröhliche Anblick täuscht. Im Moment herrscht wieder der Zerfall. Unser
Berliner Freund sammelt Daten und Bilder aus der Region. Wer mag wohl mehr
Chancen zur Bewahrung der Erinnerung haben: die Historiker oder die Literaten? Der
bekannte deutsche Krimi-Autor Horst Bosetzky hat einen Roman über zwei seiner
Vorfahren geschrieben, die im Schloss als Kammerdiener gedient hatten: “Tamsel.Der Aufstieg derer von Bosetzky unter Friedrich II.” (Berlin 1999). Das Buch
ist allerdings schon vergriffen.
es ist wirklich sehr schade, ich war auf schloss tamsel zu einem konzert, das ein quartett der gorzower philharmoniker gab 2012? 2013? ich weiß es nicht mehr. ein paar räume im erdgeschoss waren damals halb fertig, jetzt sind sie wohl wieder verfallen. das schloss steht zum verkauf, aber wer kauft es denn? wahrscheinlich wird es gänzlich zerfallen, irgendwann... was für ein jammer!
AntwortenLöschenhallo, wir sind eine Gruppe von "verrückten" positiven Alternativen. Ich habe an die Email adresse, die am Schlosse angeschrieben ist, geschrieben und keine Antwort erhalten. Kennt jemand die jetzigen Besitzer? johannes pfister@thinkcamp.eu
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