Als ich aus diesem Film herauskam, war ich total erschöpft.
Warum? Weil dieser Film sein hektisches Geschehen dem Zuschauer so nahe bringt
wie kein anderer. Wenn der Regisseur (Sebastian Schipper) nicht immer wieder
ruhigere Phasen eingebaut hätte, in denen die Tonspur nur auf Musik geschaltet
wird, würde man am Ende hyperventilieren wie die völlig durchgeknallten vier
Berliner Jungs und die junge Spanierin, die uns hier im nächtlichen Berlin eine
verrückte Story vorspielen, die bei aller Rappeligkeit dennoch eine wunderbare
Authentizität vermittelt.
Das liegt vor allem an der vom norwegischen Kameramann Sturla Brandth
Grøvlen durch die Berliner Nacht getragenen Handkamera. Das Unglaubliche aber Wahre ist, dass dieser Film in einer
einzigen Kameraeinstellung gedreht ist, die uns zwei Stunden und zwanzig
Minuten lang wacklig und enervierend von Schauplatz zu Schauplatz führt, inklusive heftigster
Actionszenen.
Ich hatte ja vorher die überschwänglichen Kritiken gelesen,
in der „Zeit“, in der „Berliner Zeitung“ und andere. Als ich dann drin saß, im
schönen Berliner „Delphi Filmpalast“,
dachte ich nach zwanzig Minuten naja, was wird’s werden, aber in den restlichen
zwei Stunden ist mir das Denken vergangen und ich habe – was mir nur in ganz
wenigen Filmen geschehen ist – erlebt, wirklich erlebt, was Kino ist und was Kino
kann.
„Victoria“ hat beim Deutschen Filmpreis 2015 in fast allen
Kategorien den ersten Preis erhalten, völlig zu Recht, und er hat noch mehr und
noch größere Preise verdient.
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