Anne Weber traf in Andrej Stasiuks Büchlein
über Deutschland und die Deutschen auf „die hasserfülltesten und zugleich dümmsten
Sätze, die ich je über mich und meine Landsleute [...] gelesen habe“ (Ahnen, S.
83). Für mich war das Anlass genug, mir „Dojczland“ (Frankfurt am Main 2008)
einmal anzusehen (siehe auch meinen vorigen Beitrag).
Stasiuk gründet seine Wahrnehmungen auf 117
Lesereisen in deutsche Städte, die mit jeweils einer Übernachtung und einem schönen
Honorar verbunden waren. Wahrscheinlich würde jeder, der das tut, in Hass- und
Wahnvorstellungen und dem Alhohol verfallen, so wie es seinem Ich-Erzähler ja
auch geschieht.
Was am Anfang noch originell ist, wird bald
langweilig, da die einmal gewählte Erzählhaltung nie durchbrochen wird. Der
Erzähler verharrt im Trauma und beim Jim Beam und er lernt nichts dazu, weder
über sich, noch über die Deutschen. Ich
hatte Mühe, die 93 Seiten zu Ende zu lesen. Dieses Ende, wer errät es, führt
uns nach Auschwitz, aber nur im Fernsehen und anlässlich des Besuchs des
deutschen Papstes.
War es Zufall, dass ich gestern, auf unserer
kleinen Reise nach Frankfurt (Oder) ein paar Augenblicke lang mit einem Bein in
Polen stand? Vor mir lag die Bibliothek von Słubice, und ich dachte darüber nach, welche polnischen
Gegenwartsautoren ich eigentlich kenne. Mir fiel nur Stasiuk ein, dessen Romane
ich aber nicht gelesen habe und der die Brücke, auf der ich stand und auf der
reger Verkehr in beiden Richtungen herrschte, zunächst einmal abgebrochen hat.
Ich kehrte um und ging auf die deutsche Seite zurück. Ich hatte es ja auch
nicht anders geplant.
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