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Mittwoch, 17. Juni 2015

Andrzej Stasiuks „Dojczland“

Anne Weber traf in Andrej Stasiuks Büchlein über Deutschland und die Deutschen auf „die hasserfülltesten und zugleich dümmsten Sätze, die ich je über mich und meine Landsleute [...] gelesen habe“ (Ahnen, S. 83). Für mich war das Anlass genug, mir „Dojczland“ (Frankfurt am Main 2008) einmal anzusehen (siehe auch meinen vorigen Beitrag).

Stasiuk gründet seine Wahrnehmungen auf 117 Lesereisen in deutsche Städte, die mit jeweils einer Übernachtung und einem schönen Honorar verbunden waren. Wahrscheinlich würde jeder, der das tut, in Hass- und Wahnvorstellungen und dem Alhohol verfallen, so wie es seinem Ich-Erzähler ja auch geschieht.

Was am Anfang noch originell ist, wird bald langweilig, da die einmal gewählte Erzählhaltung nie durchbrochen wird. Der Erzähler verharrt im Trauma und beim Jim Beam und er lernt nichts dazu, weder über sich, noch über die Deutschen.  Ich hatte Mühe, die 93 Seiten zu Ende zu lesen. Dieses Ende, wer errät es, führt uns nach Auschwitz, aber nur im Fernsehen und anlässlich des Besuchs des deutschen Papstes.


War es Zufall, dass ich gestern, auf unserer kleinen Reise nach Frankfurt (Oder) ein paar Augenblicke lang mit einem Bein in Polen stand? Vor mir lag die Bibliothek von Słubice, und ich dachte darüber nach, welche polnischen Gegenwartsautoren ich eigentlich kenne. Mir fiel nur Stasiuk ein, dessen Romane ich aber nicht gelesen habe und der die Brücke, auf der ich stand und auf der reger Verkehr in beiden Richtungen herrschte, zunächst einmal abgebrochen hat. Ich kehrte um und ging auf die deutsche Seite zurück. Ich hatte es ja auch nicht anders geplant.


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