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Mittwoch, 24. Dezember 2014

Mockturtle aus Ostfriesland

Mockturtlesuppe ist mir seit meiner Kindheit in Ostfriesland bekannt. Dass es sich dabei um eine ostfriesisch-niedersächsische Spezialität handelt, was wiederum mit der europäischen Geschichte von vor 200 Jahren zu tun hat, war mir jedoch nie bewusst.


Gestern bat ich meinen (niederländischen) Sohn, bei seinem Einkauf in einem ostfriesischen Supermarkt doch eine Mockturtle mitzubringen (der Ostfriese spricht das Wort treudeutsch aus, so wie in „Turteltaube“). Prompt kam aus Ostfriesland der Anruf: „Was ist das? Wo finde ich das?“


Suppenschildkröte
Schildkrötensuppe gilt als die „Königin der Suppen“. Nun steht aber die Suppenschildkröte seit 1988 unter internationalem Artenschutz, und die Suppe ist legal nicht mehr erhältlich. Eine ähnliche Situation hat es bereits in den Jahren zwischen 1806 und 1814 gegeben, als Napoleon von Berlin aus eine Wirtschaftsblockade gegen die britischen Inseln verhängte: die Kontinentalsperre.


Das damalige Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg war seit dem 18. Jahrhundert in Personalunion mit Großbritannien verbunden. Das blieb auch nach dem Ende Napoleons noch eine Weile so: im neuen Königreich Hannover 1814-1837. In diesen Gebieten hatten sich allerlei englische Sitten und Gebräuche eingebürgert, unter anderem die Vorliebe für die köstliche koloniale Schildkrötensuppe, die aber sowieso schon immer kostspieliger wurde.


Als die Einfuhr völlig blockiert war, besannen sich die Ostfriesen auf eine englische Sparvariante, die mit Kalbs- und Rindfleisch hergestellt und mock turtle genannt wurde. Da sie billiger war und dennoch hervorragend schmeckte, wurde sie ein fester Bestandteil der norddeutschen Küche.


Na, und dann darf sie auch im Café Deutschland mit seinen ostfriesischen Wurzeln nicht fehlen. Und es gibt sie zwar in jedem deutschen Supermarkt, aber was das Rezept betrifft, bleiben für mich die Engländer das große Vorbild:



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