Gestern bat ich meinen (niederländischen)
Sohn, bei seinem Einkauf in einem ostfriesischen Supermarkt doch eine
Mockturtle mitzubringen (der Ostfriese spricht das Wort treudeutsch aus, so wie
in „Turteltaube“). Prompt kam aus Ostfriesland der Anruf: „Was ist das? Wo
finde ich das?“
Suppenschildkröte |
Schildkrötensuppe gilt als die „Königin der
Suppen“. Nun steht aber die Suppenschildkröte seit 1988 unter internationalem
Artenschutz, und die Suppe ist legal nicht mehr erhältlich. Eine ähnliche
Situation hat es bereits in den Jahren zwischen 1806 und 1814 gegeben, als
Napoleon von Berlin aus eine Wirtschaftsblockade gegen die britischen Inseln
verhängte: die Kontinentalsperre.
Das damalige Kurfürstentum
Braunschweig-Lüneburg war seit dem 18. Jahrhundert in Personalunion mit Großbritannien
verbunden. Das blieb auch nach dem Ende Napoleons noch eine Weile so: im neuen
Königreich Hannover 1814-1837. In diesen Gebieten hatten sich allerlei englische
Sitten und Gebräuche eingebürgert, unter anderem die Vorliebe für die köstliche
koloniale Schildkrötensuppe, die aber sowieso schon immer kostspieliger wurde.
Als die Einfuhr völlig blockiert war, besannen
sich die Ostfriesen auf eine englische Sparvariante, die mit Kalbs- und
Rindfleisch hergestellt und mock turtle genannt wurde. Da sie billiger war und
dennoch hervorragend schmeckte, wurde sie ein fester Bestandteil der
norddeutschen Küche.
Na, und dann darf sie auch im Café Deutschland
mit seinen ostfriesischen Wurzeln nicht fehlen. Und es gibt sie zwar in jedem
deutschen Supermarkt, aber was das Rezept betrifft, bleiben für mich die Engländer das
große Vorbild:
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