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Merkur, Rückansicht |
Ingo Meyers Essay
„Niedergang des Romans“ ist im neuen Merkurheft (November 2014) gratis zu lesen, aber Spaß
macht es nicht. Nach dem Abschnitt „Erschlaffen der Altvorderen“ folgt die „Mittlere
Güte der mittleren Generation“, worin dann zum Beispiel Jochen Schimmang („Das
Beste was wir hatten, 2009) und Brigitte Kronauer („Gewäsch und Gewimmel, 2013)
mildes Lob erhaschen dürfen.
Am Ende hat man
den Eindruck, dass es doch irgendwie vorbei ist mit dem Roman, und Meyer tut
auch nichts, um diesen Eindruck mit ein paar leuchtenden Beispielen jedenfalls
ansatzweise in Frage zu stellen. Da gäbe es doch in den letzten zwanzig Jahren
zumindest eine Handvoll Kandidaten.
"Die jüngere Romanliteratur zeigt zumindest auf dem Markt einen produktiven Aufschwung, seitdem die Risiken der Moderne in Vergessenheit gerieten und eien nachschöpferische Unbefangenheit die Werke leichter hervorbringt. (...) Es ist, als liefen alle Schiffe nur noch ein in den großen Hafen der Literatur und kaum eines zöge noch hinaus auf offene See. (...) Die Autoren sind literaturgenetische Gezüchte, sie haben die Welt der Literatur niemals von außen gesehen. (...) Solange es ein ästhetisches Gewissen gab..., hatte der Markt noch seine Grenzen. Heute durchdringt er, der wahre Meister, jedes Debütanten Stimme, die sich erstmals hervorhebt, und der Schrecken setzt ein, wenn man im unverbrauchten Talent die Verbrauchtheit des Betriebs artig verkörpert sieht." Botho Strauß, Die Fehler des Kopisten, 1997
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