Ach, es gibt in Berlin einen „Krönungskutschensaal“? Wo
denn? Im Neuen Marstall? Und wo ist der?
Merkwürdig: Beim Wort „Krönungskutschensaal“ denkt man
sich im ersten Augenblick etwas Erhabenes, Festliches, und überträgt es auf das
Bild, das man sich von dem Raum macht. Dabei kann es doch nicht mehr als eine
Art Garage sein. Dachte ich.
Der 1901 im neobarocken Stil erbaute, überaus stattliche Berliner
Marstall war jahrzehntelang hinter dem Palast der Republik verborgen (und
früher hinterm Stadtschloss); er war dieses Jahr einige Monate lang frei zu
sehen und ist jetzt wieder hinter den Bauzäunen für den Aufbau des
Humboldt-Forums (= Stadtschloss) verschwunden. Aber von der Humboldt-Box aus
kann man ihn noch sehen. Voilá, die kaiserliche Garage:
Hier waren die rund 300 Pferde und die Kutschen des
kaiserlichen Hofes untergebracht. Nach dem Fall der Monarchie wurde das Gebäude
ziemlich hilflos mal diesem, mal jenem Zweck zugeführt. Hitler wollte dort nach
dem Endsieg sein neues Reichskolonialministerium unterbringen. Seit 2005
beherbergt es einen Teil der Musikhochschule ‚Hans Eisler’. Aus den ehemaligen
Pferdeboxen wurden Übungsräume. Die Aufbewahrungshallen für die
(verschwundenen?) Krönungs- und Galakutschen hat man zu drei Konzertsälen
umgebaut, die Berlins üppiges Kulturraumangebot weiter bereichern.
Und so habe ich den Krönungskutschensaal kennengelernt.
Nicht schlecht für eine Garage:
“Die Berliner Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung geht davon aus, dass das Bauwerk nach Abschluss des
zweiten Bauabschnittes und nach dem bereits erfolgten Rückbau des Palastes der Republik
mit der Wiedererstehung des historischen Schloßplatzes nach dem Wiederaufbau
des Stadtschlosses wieder eine angemessene Bedeutung erhalten wird.”
Tja, was ist angemessen? Die Hochschule reicht nicht?
Irgendein Ministerium vielleicht?
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