In der Hochschule für Musik ‚Hans Eisler’ fand gestern ein Konzert im
Rahmen der Benjamin-Britten-Reihe statt. Studenten der Hochschule und der Universität der Künste präsentierten sechs kurze Werke Brittens.
Die großartigste Performance war die Sonata in C for cello, die von Ildikó Szabó
(Violincello) und Isabelle Cottet (Klavier) aufgeführt wurde. Ich möchte meinen
Bericht auf die zwanzigjährige Ungarin Ildikó Szabó konzentrieren, denn sie ist eine
Cellistin wie ich sie noch nie erlebt habe.
Von ihr wird gesagt, dass sie eines der ganz großen Cellotalente der
Gegenwart sei. Dabei tritt allerdings noch ein Faktor hinzu, der für Puristen
der klassischen Musik vielleicht nebensächlich oder gar unerwünscht ist: Sie
lässt die Körperlichkeit der Produktion von Musik sehen. Ihr eigener Körper,
insbesondere ihr Gesicht, zeigt ganz offen die Arbeit, die Anstrengung, aber
auch den Geist der Komposition, den Sinn und die Sinnlichkeit dessen, was sie
aus ihrem Klangkörper, dem Violoncello herausholt. Und mehr noch: Immer wieder ist
auch ein - manchmal ironischer - Kommentar in ihrem Ausdruck, ihren Augen,
ihren Lippen. Das bedeutet, dass man Ildikó Szabó nicht nur hören, sondern auch
sehen muss, denn ihre Mimik ist bewusst, ist Teil der Performance. Dafür ist
diese Sonate von Britten allerdings auch besonders geeignet.
Während des zwanzigminütigen Stücks fiel ihr bei den wilderen Passagen
immer wieder eine Haarsträhne ins Gesicht. Störend, sollte man meinen; ich
hatte immer Angst, das Haar würde ihr zwischen Finger und Saiten geraten, aber
blitzschnell schob sie die Strähne immer wieder hinters Ohr zurück.
Dass dies kein Missgeschick war, sondern Methode hat, fiel mir
hinterher auf, als ich auf YouTube eine von ihr gespielte Beethovensonate sah,
die gleiche Strähne, die gleiche Sinnlichkeit, in der ihr Körper gleichsam mit
dem Instrument verschmilzt. Es ist zwar ein Klischee, aber hier wird es wahr,
das Cello und der Geist des Cellos als weiblicher Körper.
Korrektion: Ildikó ist eine Studentin an der Universität der Künste, in der Klasse Prof. Jens Peter Maintz.
AntwortenLöschenDanke für die Korrektur.
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