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Mittwoch, 30. September 2020

Nietzsche (16): Das Überradio

Ab und zu produziert unsere Oberflächengesellschaft Untergründiges und bedient sich dabei auf Teufel komm raus bei Begriffen aus Nietzsches Werk. Der „Übermensch“ ist solch ein Wort geworden.

 

Gestern erschien in der niederländischen Volkskrant in der Kolumne über technische Gadgets ein Artikel mit dem Titel: „Das Überradio“. Dabei geht es um das Radio 3SIXTY des Berliner Lautsprecher-Betriebes Teufel:



„De überradio, laten we hem zo maar even noemen, is van alles in één: een klassieke radio met FM-ontvangst, DAB+ (digitale radio) en internetradio voor het ontvangen van radiozenders van over de hele wereld” (Laurens Verhagen in der Volkskrant vom 29. September, Seite V10).


Die Verschiebung des Begriffs “Übermensch“ auf ein technisches Gerät hat durchaus Witz, aber in der Zusammenstellung von „Überradio“ und „deutsch“ und dem Firmennamen „Teufel“ entsteht hier ein durchaus intendiertes Gebräu von hervorgelockten Vorstellungen: Das Radio ist übermenschlich gut. Es kommt vom Teufel. Es beherrscht die ganze Welt. Nietzsche ist des Teufels.


Dies gehört in die Kategorie „Fake Nietzsche“, der Andreas Urs Sommer in seinem Buch „Nietzsche und die Folgen“ (2020; siehe meinen Beitrag Nietzsche 9) einen Anhang gewidmet hat. „Nietzsche da drauf zu schreiben, wo kein Nietzsche drin ist, hat (…) Konjunktur“ (198). Sommer bringt dort eine Reihe von teils amüsanten, teils einfach nur blödsinnigen Beispielen. Mit Nietzsche kann man’s ja machen!


P.S.: Ich höre meine Opern-DVDs aus Lautsprechern von Teufel. Teuflisch gut!

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