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Donnerstag, 8. Oktober 2015

Welches Gazebo passt zu mir?


Am Samstag wird der alte Schuppen am Ende unseres Gartens abgerissen. Beim Nachdenken über die Neugestaltung der entstehenden Brache entstand in mir das Bild eines achteckigen Gartenhauses und als dazugehöriges Wort „Gazebo“. Das wiederum erinnerte mich an einen Beitrag aus meinem alten Blog, das leider nicht mehr zugänglich ist. Mein Blogkumpan und ich hatten uns in einer glasperlenspielartigen Serie mit dem Thema Gärten & Straßen (Titel bei Ernst Jünger entlehnt) beschäftigt, und ich brachte den Film „The Gazebo“ (1959) von George Marshall ins Spiel.

Hier ist ein Auszug aus meinem damaligen Beitrag (ca. 2008):

Das Wort „Gazebo“, das mehr als 99% der Menschheit nicht kennt, habe ich vor Jahren durch George Marshalls gleichnamigen vergnüglichen Film kennengelernt, der hier irgendwann im Fernsehen lief. Ein Wort, das man nie mehr vergisst; es spricht sich so akkurat (ga-sie-bo). 

Gartenaccessoires wie Bänke, (Spring-)Brunnen, Sonnenuhren, Statuen, Teehäuschen etc. können furchtbar langweilig, aber auch sehr spannend sein.

In dem Film The Gazebo (1959) spielt ein antik gekaufter Gartenpavillon (= Gazebo) eine besondere Rolle, auf die ich hier nicht weiter eingehen kann, um nichts zu verraten. Glenn Ford und Debbie Reynolds spielen ein junges Ehepaar in einem Haus, in dem alles schief geht, umfällt oder repariert werden muss. Na ja, und Debbie widmet sich dem Garten und hat ein Gazebo gekauft…

Leider ist der Film nicht mehr komplett auf Youtube zugänglich, sondern nur noch der Trailer. (Bitte hier angucken).

Bei meinem Blogkumpan rief meine Begeisterung für das Gazebo Skepsis und Kritik hervor. Darauf reagierte ich mit einem weiteren Beitrag, aus dem ich hier zitiere:

Die Frage „Wer braucht ein Gazebo?“ unterstellt, dass es hierbei um einen überflüssigen Luxus geht, einen Raumfüller, den sich Leute mit zu viel Geld leisten. Das könnte ein etwas vorschnelles Urteil sein, denn dann würde wohl auch die Frage „Wer braucht einen Garten?“ obsolet. Für mich stellt sich eher die Frage „Welches Gazebo passt zu mir?“

Ein Gazebo akzentuiert eine bestimmte Funktion des Gartens, es stellt sozusagen die Möblierung dieser Funktion dar: die Möglichkeit, sich an einem angenehm luftigen Ort abgeschirmt und ungehört von anderen treffen und intime Gespräche führen zu können, die unter vier Augen zu bleiben haben. Ein Gazebo ist ein lieblicher, ästhetischer Ort, der vor Sonne und Regen schützt und gleichzeitig einen Aufenthalt im Freien ermöglicht. Man kann in einem Gazebo Tee und andere Sachen trinken, rauchen, nachdenken, schreiben oder einfach nur gucken. Das gehört zu den Urfunktionen des Gartens, und dementsprechend gibt es solche Pavillons bereits seit Jahrtausenden und in allen Kulturen. Das wohlhabende Bürgertum hat in Nachahmung des Adels seine Gärten seit dem 19. Jahrhundert entsprechend ausgestattet, und noch in den Plastikgartenzelten des deutschen Kleinbürgertums des ausgehenden 20. Jahrhunderts findet sich dieses Bedürfnis wieder.

Sonst ein Anhänger des Minimalismus, würde ich allerdings mit letzteren kein Genüge nehmen wollen; mehr noch: sie sind abscheulich!

Schrumpfform des Gazebo

Dann vielleicht so etwas wie der Gitterpavillon neben dem Schloss Sanscouci, in dem Friedrich der Große und Voltaire Gespräche über die Philosophie der Aufklärung geführt haben? Nun, darin habe ich schon einmal gesessen, aber das geht leider immer nur, wenn ich bei Friedrich bzw. seinem Geist zu Besuch bin. Für den eigenen Garten kommt es für mich schon wegen des Klassenunterschiedes nicht in Frage. Außerdem ist es nicht wasserdicht. Natürlich wirft ein heute akzeptables Gazebo auch das Problem von Kitsch oder Kunst auf. So müsste man auf das Sonnenlogo von Friedrichs Pavillon, das seinerzeit ein modernes Zeichen der Aufklärung war, schlichtweg verzichten. 

Gazebo neben Schloss Sanscouci (nicht wasserdicht)
Konkludierend muss ich feststellen, dass mir das mit starker Reduktion des Materials angefertigte schlicht-schöne Gazebo für 1200 Dollar aus dem Film von George Marshall eigentlich sehr gut gefallen hat. Dafür würde ich glatt den alten Schuppen in meinem Garten abreißen (sic! P.G., 2015).

Debbie musste dem staunend zweifelnden Glenn Ford erst mal erklären, was das Ding in seinem Garten eigentlich ist. Schlau, wie sie ist, macht sie es ihm mit seinen eigenen Bedürfnissen schmackhaft: „You can do your writing there.“ Ja, das ist es: Ich würde in einem Gazebo meine Blogbeiträge schreiben. Danke, Debbie!

Tja, vielleicht ist es jetzt soweit.

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