Am Samstag wird der alte Schuppen am Ende unseres Gartens abgerissen. Beim Nachdenken über die Neugestaltung der entstehenden Brache entstand in mir das Bild eines achteckigen Gartenhauses und als dazugehöriges Wort „Gazebo“. Das wiederum erinnerte mich an einen Beitrag aus meinem alten Blog, das leider nicht mehr zugänglich ist. Mein Blogkumpan und ich hatten uns in einer glasperlenspielartigen Serie mit dem Thema Gärten & Straßen (Titel bei Ernst Jünger entlehnt) beschäftigt, und ich brachte den Film „The Gazebo“ (1959) von George Marshall ins Spiel.
Hier ist ein
Auszug aus meinem damaligen Beitrag (ca. 2008):
Das Wort
„Gazebo“, das mehr als 99% der Menschheit nicht kennt, habe ich vor Jahren
durch George Marshalls gleichnamigen vergnüglichen Film kennengelernt, der hier
irgendwann im Fernsehen lief. Ein Wort, das man nie mehr vergisst; es spricht
sich so akkurat (ga-sie-bo).
Gartenaccessoires wie Bänke, (Spring-)Brunnen,
Sonnenuhren, Statuen, Teehäuschen etc. können furchtbar langweilig, aber auch
sehr spannend sein.
In dem Film The Gazebo (1959) spielt ein antik
gekaufter Gartenpavillon (= Gazebo) eine besondere Rolle, auf die ich hier
nicht weiter eingehen kann, um nichts zu verraten. Glenn Ford und Debbie
Reynolds spielen ein junges Ehepaar in einem Haus, in dem alles schief geht,
umfällt oder repariert werden muss. Na ja, und Debbie widmet sich dem Garten
und hat ein Gazebo gekauft…
Leider ist der
Film nicht mehr komplett auf Youtube zugänglich, sondern nur noch der Trailer. (Bitte hier angucken).
Konkludierend
muss ich feststellen, dass mir das mit starker Reduktion des Materials
angefertigte schlicht-schöne Gazebo für 1200 Dollar aus dem Film von George
Marshall eigentlich sehr gut gefallen hat. Dafür würde ich glatt den alten
Schuppen in meinem Garten abreißen (sic! P.G., 2015).
Bei meinem
Blogkumpan rief meine Begeisterung für das Gazebo Skepsis und Kritik hervor.
Darauf reagierte ich mit einem weiteren Beitrag, aus dem ich hier zitiere:
Die Frage „Wer
braucht ein Gazebo?“ unterstellt, dass es hierbei um einen überflüssigen Luxus
geht, einen Raumfüller, den sich Leute mit zu viel Geld leisten. Das könnte ein
etwas vorschnelles Urteil sein, denn dann würde wohl auch die Frage „Wer
braucht einen Garten?“ obsolet. Für mich stellt sich eher die Frage „Welches
Gazebo passt zu mir?“
Ein Gazebo
akzentuiert eine bestimmte Funktion des Gartens, es stellt sozusagen die
Möblierung dieser Funktion dar: die Möglichkeit, sich an einem angenehm
luftigen Ort abgeschirmt und ungehört von anderen treffen und intime Gespräche
führen zu können, die unter vier Augen zu bleiben haben. Ein Gazebo ist ein
lieblicher, ästhetischer Ort, der vor Sonne und Regen schützt und gleichzeitig
einen Aufenthalt im Freien ermöglicht. Man kann in einem Gazebo Tee und andere
Sachen trinken, rauchen, nachdenken, schreiben oder einfach nur gucken. Das
gehört zu den Urfunktionen des Gartens, und dementsprechend gibt es solche
Pavillons bereits seit Jahrtausenden und in allen Kulturen. Das wohlhabende Bürgertum
hat in Nachahmung des Adels seine Gärten seit dem 19. Jahrhundert entsprechend
ausgestattet, und noch in den Plastikgartenzelten des deutschen Kleinbürgertums
des ausgehenden 20. Jahrhunderts findet sich dieses Bedürfnis wieder.
Sonst ein
Anhänger des Minimalismus, würde ich allerdings mit letzteren kein Genüge
nehmen wollen; mehr noch: sie sind abscheulich!
Dann vielleicht so
etwas wie der Gitterpavillon neben dem Schloss Sanscouci, in dem Friedrich der
Große und Voltaire Gespräche über die Philosophie der Aufklärung geführt haben?
Nun, darin habe ich schon einmal gesessen, aber das geht leider immer nur, wenn
ich bei Friedrich bzw. seinem Geist zu Besuch bin. Für den eigenen Garten kommt
es für mich schon wegen des Klassenunterschiedes nicht in Frage. Außerdem ist es nicht wasserdicht. Natürlich
wirft ein heute akzeptables Gazebo auch das Problem von Kitsch oder Kunst auf.
So müsste man auf das Sonnenlogo von Friedrichs Pavillon, das seinerzeit ein
modernes Zeichen der Aufklärung war, schlichtweg verzichten.
Gazebo neben Schloss Sanscouci (nicht wasserdicht) |
Debbie musste dem
staunend zweifelnden Glenn Ford erst mal erklären, was das Ding in seinem
Garten eigentlich ist. Schlau, wie sie ist, macht sie es ihm mit seinen eigenen
Bedürfnissen schmackhaft: „You can do your writing there.“ Ja, das ist es: Ich
würde in einem Gazebo meine Blogbeiträge schreiben. Danke, Debbie!
Tja, vielleicht ist es jetzt soweit.
Tja, vielleicht ist es jetzt soweit.
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