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Freitag, 23. Oktober 2015

Besorgtes Nachdenken – Johannes der Täufer bei Geertgen tot Sint Jans

Bei Nieselregen verlegen wir unsere Streifzüge auch schon mal in die Berliner Gemäldegalerie, um alte Lieblingsbilder wiederzusehen und neue Entdeckungen zu machen.
Für mich war solch eine neue Entdeckung gestern der Haarlemer Maler Geertgen tot Sint Jans (um 1465 – 1495), dessen kleines Bild „Johannes de Doper in de wildernis“ ich noch nie bewusst betrachtet hatte:

Johannes de Doper in de wildernis (ca. 1485)

Johannes sitzt in einem braunen Gewand mit einer großen, über die Schultern geworfenen und in vielen Falten drapierten blauen Decke in einer idyllischen Landschaft. Die Gestalt hat mich von ferne an japanische Farbholzschnitte erinnert. Auf Deutsch hat man das niederländische Wort “wildernis” mit “Wüste” übersetzt, aber von Wüste im heutigen Sinn ist hier keine Spur: Die grünhügelige Waldlandschaft ist von großer Tiefe und mit dutzenden Tieren belebt, die trotz ihrer Winzigkeit auf dem nur 42 x 28 cm großen Bild gut erkennbar sind.
Johannes stützt sein Gesicht in die rechte Hand und scheint in ein tief besorgtes Nachdenken versunken. Seine nackten Füße hält er gekreuzt. Das Lamm Gottes, Symbol des Gekreuzigten, ruht friedlich links hinter ihm auf dem bemoosten Felsvorsprung.
Seine besorgte Haltung hat mich bis nach Hause verfolgt. Im Internet fand ich dann ein sehr schönes Blog (mit dem bezeichnenden Titel “Stendhal-Syndrom”), dessen Autor schon seit mehreren Jahren Beschreibungen von Kunstwerken gibt, die weiter führen als ich es hier zu leisten vermag. So auch zu “Johannes der Täufer in der Wüste” .


Die Blogadresse ist: Syndrome-de-Stendhal.blogspot.de

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