Bei Nieselregen verlegen wir unsere Streifzüge auch schon
mal in die Berliner Gemäldegalerie, um alte Lieblingsbilder wiederzusehen und
neue Entdeckungen zu machen.
Für mich war solch eine neue Entdeckung gestern der
Haarlemer Maler Geertgen tot Sint Jans (um 1465 – 1495), dessen kleines Bild „Johannes de Doper in de wildernis“ ich noch nie bewusst betrachtet hatte:
Johannes de Doper in de wildernis (ca. 1485) |
Johannes sitzt in einem braunen Gewand mit einer großen, über die Schultern geworfenen und in
vielen Falten drapierten blauen Decke in einer idyllischen Landschaft. Die
Gestalt hat mich von ferne an japanische Farbholzschnitte erinnert. Auf Deutsch
hat man das niederländische Wort “wildernis” mit “Wüste” übersetzt, aber von Wüste
im heutigen Sinn ist hier keine Spur: Die grünhügelige Waldlandschaft ist von
großer Tiefe und mit
dutzenden Tieren belebt, die trotz ihrer Winzigkeit auf dem nur 42 x 28 cm großen Bild gut erkennbar sind.
Johannes stützt
sein Gesicht in die rechte Hand und scheint in ein tief besorgtes Nachdenken
versunken. Seine nackten Füße
hält er gekreuzt. Das Lamm Gottes, Symbol des Gekreuzigten, ruht friedlich
links hinter ihm auf dem bemoosten Felsvorsprung.
Seine besorgte
Haltung hat mich bis nach Hause verfolgt. Im Internet fand ich dann ein sehr
schönes Blog (mit dem bezeichnenden Titel “Stendhal-Syndrom”), dessen Autor
schon seit mehreren Jahren Beschreibungen von Kunstwerken gibt, die weiter führen
als ich es hier zu leisten vermag. So auch zu “Johannes der Täufer in der Wüste” .
Die Blogadresse ist: Syndrome-de-Stendhal.blogspot.de
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