Der
Schriftsteller Michael Kumpfmüller hat in seiner Dissertation über die deutsche
Erinnerung an Stalingrad (Die Schlacht
von Stalingrad. Metamorphosen eines deutschen Mythos, München 1995) als
methodologisches Konzept die Einteilung in Romanze, Tragödie, Komödie und
Satire verwendet. Er wendet damit das Verfahren des amerikanischen Historikers
Hayden White an, der auf diese Weise die Literarizität historiographischer
Texte untersucht hat.
Es mag zunächst
befremdend wirken, sich die Schlacht von Stalingrad als Romanze oder Komödie
vorstellen zu sollen. Die Komödie ist dadurch definiert, dass das Ganze ein
glückliches Ende haben muss. Hm. In der aristotelischen Urform geht es darum,
dass „die schlechteren Menschen“ gezeigt werden sollen. Schon eher?
Funktioniert das hier wohl?
Kumpfmüller
bringt als Beispiel ein noch während der Schlacht verfasstes Flugblatt von drei
uns nicht unbekannten deutschen Kommunisten:
Soldaten,
Landsleute!
[…] Das Kommando
der Roten Armee hat Euch in seinem Aufruf versichert: Wer sich ergibt, wird
nicht mehr als Feind betrachtet. Die russischen Arbeiter und Bauern wissen,
dass nicht Ihr, sondern die deutschen Rüstungsmillionäre die wahren Schuldigen
am Kriege sind. Sie denken nicht daran, sich an Euch zu rächen. Während wir
diese Worte schreiben, sitzen wir mit deutschen Kriegsgefangenen zusammen, sie
sagen, wenn Ihr drüben wüsstet, wie menschlich es hier zugeht, Ihr tätet keinen
Schuss mehr. Landsleute! Das einzige Tor zu Eurer Rettung ist offen. […] Stellt
Euch die Freude Eurer Angehörigen vor, wenn sie zu Weihnachten die frohe
Nachricht erhalten, Ihr seid in Sicherheit und werdet nach Kriegsende zu ihnen
zurückkehren.
Walter Ulbricht, vom deutschen Volk
gewählter Reichstagsabgeordneter, Berlin
Erich Weinert, Schriftsteller, Berlin
Willi Bredel, Schriftsteller, Hamburg
Ich konnte
tatsächlich darüber lachen.
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