Sie sind zur Zeit (nur noch bis zum 4. September) in der
großen Newton-Retrospektive im Amsterdamer
“Foam”-Museum zu sehen und später dann wieder im Berliner Museum für Fotografie.
Newton hat mit diesen Bildern viel Kritik von feministischer
Seite auf sich gezogen. Der Höhepunkt wurde 1993 mit Alice Schwarzers Beitrag
in ihrer Zeitschrift „Emma“ erreicht. Sie bezeichnete darin die Fotos des
deutschen Juden Newton als sexistisch, rassistisch und faschistisch.
Nach Newtons eigenen Angaben wurde er zu dieser Serie durch
lebensgroße Fahndungsfotos von den
Mitgliedern der Baader-Meinhoff-Gruppe inspiriert, die Ende der siebziger Jahre
in deutschen Polizeiwachen hingen. Dies stellt einen Zusammenhang zum Thema
“Gewalt” her.
Mir ist allerdings vorgestern
bei meinem Besuch im “Foam” zum ersten Mal aufgefallen, dass es noch einen anderen
zeitgenössischen Bezug gibt: 1977 lief der erste Star-Wars-Film in den Kinos,
der Anfang einer Serie, die mit ihren modernen Märchen und den dazugehörigen
Bilderwelten die Popkultur der achtziger und neunziger Jahre mitgeprägt hat. Zu
den beherrschenden Bildern aus "Star Wars" gehören die “Stormtroopers”, eine
Science-fiction-Kampftruppe im uniformen weißen Harnisch.
Star Wars ARTFX+ Statue Episode VII Stormtrooper
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Helmut Newton, BIG NUDE III (1980) |
Newtons nackte Frauen sind nicht schamhaft, weich, allein, verletzlich oder gar unterdrückt. Sie tragen ihre Nacktheit wie eine Uniform und treten dem Betrachter stark, hart und in kollektiver Macht gegenüber, nicht als Objekt männlicher Gelüste, sondern als Subjekt selbstbestimmter Erotik. Beim Vergleich der Bilderwelten von Helmut Newton und George Lukas wird der ironische Bezug, den Newton herstellt, überdeutlich. Alice Schwarzer jedenfalls hat da etwas gründlich missverstanden. Newton ist, nicht nur bei den BIG NUDES, sondern in all seinen Foto ein ironisch-genialer männlicher Befürworter der starken emanzipierten Frau.
Natürlich bin ich nicht der erste, dem diese Bezüge auffallen. Der Fotograf Daniel Josefsohn ist damit spielerisch umgegangen und der Autor Andreas Cremonini hat einen schönen kleinen Essay dazu geschrieben.
Über Faschismus
gesprochen: Die Frauenbilder der nationalsozialistischen Künstler sahen ganz
anders aus. Arno Breker und Josef Thorak schufen in ihren Statuen scharfe
Kontraste zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit. Thorak ließ seine weiblichen Modelle in klassisch-antiker
Nacktheit auch gerne auf den Zehenspitzen stehen (ohne hochhackige Schuhe),
denn das strafft und erotisiert den Körper, aber im Gegenzug mussten sie
die Knie etwas beugen sowie Arme und Kopf in hingebungsvoller Unterwerfungsgeste präsentieren. Das ist faschistische Kunst:
Josef Thorak, 194? |
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