Ein Blut- und Bodenroman ohne Rassismus und Nationalismus:
kann es das geben? Oder ein existentialistischer Heimatroman ohne Kitsch und
Volksgedöns? Ist das möglich?
Als heimlicher Longseller hat sich Robert Seethalers kleiner
Roman „Ein ganzes Leben“ seit Mitte 2014 bis auf Platz 8 der
Jahresbestsellerliste des Spiegel vorgearbeitet, begleitet von geradezu
ergriffenen Rezensionen der deutschen Qualitätszeitungen.
Auf Platz 1 dieser Liste steht übrigens Dörte Hansens „Altes Land“, damit einen Trend anzeigend, der sich seit Jahren vor allem bei
mittelalten angegrünten deutschen Bürgerfrauen entwickelt und in der
Zeitschrift „Landlust“ dauerhaft verwurzelt hat. Jetzt haben auch die
feinsinnigeren unter ihnen ihr Verehrungsbuch gefunden, eben Seethalers „Ein
ganzes Leben“. Ideal zum Verschenken, auch an intellektuelle Männer!
Robert Seethaler kann schreiben, kein Zweifel, aber lauert
nicht dicht unter den in der Erde wühlenden Arbeiterhänden seines Protagonisten
eben doch das Blut und der Kitsch aus unseligen Zeiten?
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