Jetzt im Winter, wo die Bäume kahl sind, bietet Berlin immer
neue und überraschende Durchblicke. Von der S-Bahn aus sah ich auf einige
Distanz für Sekunden eine großflächige
Wandmalerei an einem Schöneberger Hinterhaus: Ein Mann mit einem
Kleinkind auf dem Arm zeigt mit seiner anderen Hand einer ihm
gegenüberstehenden, mit Helmen und Schilden gewappneten Polizistenkette das
Fuck-You-Zeichen.
Heute haben wir uns auf die Suche danach gemacht. Das war
gar nicht so einfach. Die Gegend zwischen Bülowbogen und Gleisdreieck ist
unübersichtlich, verwinkelt, chaotisch. Erst als wir auf schlammigen Wegen
durch eine abenteuerlich vergartenzwergte Kleingartenkolonie geschliddert
waren, tat sich der Blick auf das Haus auf. Aus einem der Schreberhäuschen
erklang „Blue Velvet“. Als ich mit der Kamera die beste Position suchte, sprang
wütend kläffend ein Hund auf uns zu. Wir redeten beruhigend auf sein Frauchen
ein und lobten die Musik. Kleingärtner haben nicht gerne fremde Gäste mit
Kameras.
Um näher an das Hinterhaus heranzukommen, mussten wir zurück
in die Bülowstraße und durch zwei
Hinterhöfe hindurch. Ein freundlicher Bewohner gab uns Auskunft: Die
Mietshäuser Bülowstr. 52 und 54 waren in den wilden achtziger Jahren von
Hausbesetzern “gekraakt” und sind später in friedliche Selbstverwaltung
übergegangen. Die Wandmalerei ist eine Reminiszenz an diese Zeiten.
Bessere Fotos
konnte ich direkt am Haus auch nicht machen. So müssen wir uns mit diesem
begnügen. Man beachte, wie der “Stinkefinger” durch ein schmales vertikales
(Klo?-)Fenster dargestellt wird (zum Vergrößern aufs Foto klicken):
Bülowstr. 52, Rückseite (Foto: piedschi) |
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