„Der einzige Raum, den du bewohnst, wenn du deine Bücher schreibst, ist das Papier vor deiner Nase (…), während du den Stift über die Seite deines Notizbuches bewegst oder das Geschriebene mit der Schreibmaschine auf ein sauberes Blatt Papier überträgst, mit derselben Reiseschreibmaschine, die du seit 1974, seit deiner Rückkehr aus Frankreich verwendest, einer Olympia, die du einem Freund gebraucht für vierzig Dollar abgekauft hast – ein immer noch funktionstüchtiges Relikt, das vor über einem halben Jahrhundert in einer westdeutschen Fabrik gebaut wurde und zweifellos bis weit über deinen Tod hinaus funktionstüchtig bleiben wird.”
Paul Auster,
Winterjournal, Reinbek bei Hamburg 2013, S. 120
Eine Olympia SM3/4 (um 1959) |
Die Olympia-Werke
(Hauptsitz Wilhelmshaven) gründeten 1957 ein Zweigwerk im ostfriesischen Leer, in dem im Laufe der Jahre Millionen Reiseschreibmaschinen
gefertigt wurden. Das Werk in Leer hatte bis zu 2400 Mitarbeiter. Die Schließung 1983 war ein bitterer Schlag für die kleine Stadt.
Circa 1958/59
kam auch eine Olympia in mein Elternhaus, wahrscheinlich während der Ausbildungszeit
meiner älteren Schwester. Ich nahm die
Maschine 1967 mit nach Berlin ins Studium und schrieb darauf meine
Nonsens-Gedichte (und ein paar Referate). Später kam sie mir abhanden.
Paul Austers
Reiseschreibmaschine aus der Zeit um 1960, auf der er offenbar all seine großen Romane und vielleicht auch noch das "Winter Journal" (2012) geschrieben
hat, kam also aus Leer. Er hat sie – anders als ich – in Ehren gehalten.
Vielleicht
sollte man ihm und ihr dort ein Denkmal setzen.
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