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Sonntag, 10. Januar 2016

„Berlin ist eine gelungene Stadt“: Paul Spies kommt!



Sie haben sich einen Außenstehenden geholt, einen Amsterdamer, der nicht im Traum daran gedacht hat, eines Tages Berlin und seine Geschichte präsentieren zu müssen: Paul Spies, ein niederländischer Macher und Anpacker, dem die hierarchische deutsche Beamtenkultur völlig fremd ist.
Paul Spies (Foto: Landesarchiv Berlin)

Paul Spies tritt am 1. Februar sein Amt als Direktor der „Stiftung Stadtmuseum Berlin“ mit dem Auftrag an, die fünf dazugehörigen Häuser und ihre Sammlungen komplett umzukrempeln und außerdem noch ab 2019 viereinhalbtausend Quadratmeter im riesigen Humboldtform mit dem Thema „Welt. Stadt. Berlin“ zu bespielen. Dafür werden ihm 65 Millionen Euro zur Verfügung gestellt (!).

Paul Spies hat in den letzten sieben Jahren das ehrwürdige „Amsterdams Historisch Museum“ zu einem modern „Amsterdam Museum“ umgemodelt. Das ist seine Qualifikation. Von Berlin wusste er nichts. Die Berliner Verantwortlichen haben ihn einfach dorthin geholt und gesagt „Nun mach mal!“.

Seit Oktober saugt er die Stadt und ihre Geschichte in sich auf und gibt am laufenden Band Interviews zu seiner fast unmöglich anmutenden Aufgabe. Unmöglich, weil das Rahmenkonzept für das Humboldtforum im Neubau des Stadtschlosses noch gar nicht existiert.

In der letzten ZEIT hat Thomas E. Schmidt noch einmal nachdrücklich darauf hingewiesen, dass der Kompetenzwirrwarr und die dominante Position städtischer und staatlicher Stellen zu einem kleingeistigen Chaoskonzept führen wird, an dem auch der aus England herbeigeeilte Super-Museumsmacher Neil McGregor nicht viel wird ändern können ("Ein Schloss für die Alles-richtig-Macher", DIE ZEIT Nr. 2/2016). In der Tat droht durch die Komplexität des Projekts und die Vielfalt der beteiligten Institutionen jetzt im Kulturbereich eine Parallele zum berüchtigten Berliner Flughafenprojekt. Das Schlossgebäude wird zwar 2019 fertig sein, aber ob darin mehr als eine Art Abenteuerspielplatz mit Hüpfburgen entsteht, steht in den Sternen.

Vielleicht reißt Paul Spies ja den Karren aus dem Dreck. Er hat eine wirkliche Chance dazu, weil er seinen Teilbereich relativ autonom gestalten kann und darin die Rückendeckung durch den Berliner Senat hat. „Er moest een exoot komen, die dwars door de muren gaat“, sagte er am 28. Dezember in der Sendung "Opium op 4" auf NOP4 (Gespräch mit Spies ab Minute 11:25 bis 40:00).

Und etwas hat er schon gelernt: die Miesepeterigkeit der deutschen Kulturträger und ihre lähmende Fixierung auf die Vergangenheitsschuld muss überwunden werden. Ein neues „Berlin Museum“ muss auf die Menschen von heute zugehen: „Die Stadt ist ein Raum von Menschen, die neu anfangen“. Dazu gehören auch die Migranten. Das Historische kann gezeigt werden, aber es braucht immer eine „Schnittstelle zur Gegenwart“.

Und dann sagt er einen Satz, den ich so noch nie gehört habe: „Berlin ist eine gelungene Stadt“.

Paul Spies ist ein Schlitzohr. Aber ein geniales!

P.S: Wenn alles schiefgeht, bleibt immer noch mein Konzept eines Badesees im Schloss.

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