Sie haben sich
einen Außenstehenden geholt, einen Amsterdamer, der nicht im Traum daran
gedacht hat, eines Tages Berlin und seine Geschichte präsentieren zu müssen:
Paul Spies, ein niederländischer Macher und Anpacker, dem die hierarchische deutsche
Beamtenkultur völlig fremd ist.
Paul Spies (Foto: Landesarchiv Berlin) |
Paul Spies tritt
am 1. Februar sein Amt als Direktor der „Stiftung Stadtmuseum Berlin“ mit dem
Auftrag an, die fünf dazugehörigen Häuser und ihre Sammlungen komplett
umzukrempeln und außerdem noch ab 2019 viereinhalbtausend Quadratmeter im riesigen
Humboldtform mit dem Thema „Welt. Stadt. Berlin“ zu bespielen. Dafür werden ihm
65 Millionen Euro zur Verfügung gestellt (!).
Paul Spies hat in
den letzten sieben Jahren das ehrwürdige „Amsterdams Historisch Museum“ zu
einem modern „Amsterdam Museum“ umgemodelt. Das ist seine Qualifikation. Von
Berlin wusste er nichts. Die Berliner Verantwortlichen haben ihn einfach
dorthin geholt und gesagt „Nun mach mal!“.
Seit Oktober
saugt er die Stadt und ihre Geschichte in sich auf und gibt am laufenden Band Interviews
zu seiner fast unmöglich anmutenden Aufgabe. Unmöglich, weil das Rahmenkonzept für
das Humboldtforum im Neubau des Stadtschlosses noch gar nicht existiert.
In der letzten
ZEIT hat Thomas E. Schmidt noch einmal nachdrücklich darauf hingewiesen, dass
der Kompetenzwirrwarr und die dominante Position städtischer und staatlicher
Stellen zu einem kleingeistigen Chaoskonzept führen wird, an dem auch der aus
England herbeigeeilte Super-Museumsmacher Neil McGregor nicht viel wird ändern
können ("Ein Schloss für die Alles-richtig-Macher", DIE ZEIT Nr. 2/2016). In der Tat droht durch die Komplexität des Projekts und die Vielfalt
der beteiligten Institutionen jetzt im Kulturbereich eine Parallele zum berüchtigten
Berliner Flughafenprojekt. Das Schlossgebäude wird zwar 2019 fertig sein, aber
ob darin mehr als eine Art Abenteuerspielplatz mit Hüpfburgen entsteht, steht
in den Sternen.
Vielleicht reißt
Paul Spies ja den Karren aus dem Dreck. Er hat eine wirkliche Chance dazu, weil
er seinen Teilbereich relativ autonom gestalten kann und darin die
Rückendeckung durch den Berliner Senat hat. „Er moest een exoot komen,
die dwars door de muren gaat“, sagte er am 28. Dezember in der Sendung "Opium op 4" auf NOP4 (Gespräch mit Spies ab Minute 11:25 bis 40:00).
Und etwas hat er
schon gelernt: die Miesepeterigkeit der deutschen Kulturträger und ihre lähmende Fixierung
auf die Vergangenheitsschuld muss überwunden werden. Ein neues „Berlin Museum“ muss
auf die Menschen von heute zugehen: „Die Stadt ist ein Raum von Menschen, die
neu anfangen“. Dazu gehören auch die Migranten. Das Historische kann gezeigt
werden, aber es braucht immer eine „Schnittstelle zur Gegenwart“.
Und dann sagt er
einen Satz, den ich so noch nie gehört habe: „Berlin ist eine gelungene Stadt“.
Paul Spies ist
ein Schlitzohr. Aber ein geniales!
P.S: Wenn alles schiefgeht, bleibt immer noch mein Konzept eines Badesees im Schloss.
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