Ilse Werner? Die kenn’ ich! Von „früher“. Von
meiner ersten Radio- und Fernsehzeit in den fünfziger Jahren. Wahrscheinlich fanden meine Eltern sie
gut, von noch früher, von den vierziger Jahren, in denen Ilse Werner eine der
bekanntesten deutschen Filmschauspielerinnen war. Dachte ich jedenfalls...
... Bei unserem Spaziergang durch Babelsberg gestern
waren wir auf einem abgelegenen Friedhof gelandet (G. lässt keinen aus!) und an
diesem auffällig schönen und doch schlichten Grabstein stehengeblieben:
„Wir machen Musik!“, ja, das kenne ich auch.
Diese Zeile verbindet sich bei mir mit der Fortsetzung „da geht euch der Hut
hoch“. „Nein“, rief G., „es war: ‚da fällt euch der Bart ab’“.
Wir hatten beide Recht, stellten wir später beim
Googeln fest. Das Lied „Wir machen Musik“ stammt aus dem gleichnamigen Film (1942) von Helmuth Käutner mit der einundzwanzigjährigen Ilse Werner:
Was ich weiter dazu auf YouTube gefunden
habe, erinnert in seiner Ästhetik und Perfektion an die grandiosen Hollywood-Revuefilme
von Busby Berkeley aus derselben Zeit.
Aber die größte Überraschung für mich ist, dass Ilse Werner keine Deutsche war, sondern
eine Niederländerin, geboren 1921 in Batavia, der Hauptstadt von
Niederländisch-Indien. Ihr Vater war ein niederländischer Plantagenbesitzer,
der nach seiner Pleite 1931 mit der deutschen Mutter und der zehnjährigen Ilse
nach Frankfurt gezogen ist.
Ilse ging in die
Schauspielschule von Max Reinhardt in Wien und wurde dann mit ihren während des
Krieges in Babelsberg gedrehten Filmen im Deutschen Reich bekannt und beliebt.
Die deutsche Staatsangehörigkeit hat sie erst 1955 angenommen.
Gestorben ist sie einsam
und verarmt in einem Altersheim in Lübeck. Mein ostfriesischer Komikerkollege
Karl Dall soll sich noch um sie gekümmert haben, und vielleicht ist es ihm zu
verdanken, dass sie, ihrem Wunsch entsprechend, in Babelsberg begraben wurde
und den schönen Grabstein bekam.
Sie hat zweimal ihre
Autobiografie veröffentlicht, 1943 unter dem Titel “Ich über mich” und 1981 unter dem Titel “So wird's nie wieder sein – Die Frau mit dem Pfiff”. Wie es für sie war, als Niederländerin im Propagandaapparat der Nazis tätig zu sein, während ihr Heimatland von deutschen Truppen besetzt war, ist mir nicht bekannt. Wir machen Musik, da bleibt mir die Luft weg!
Das ist natürlich Futter für meine deutsch-niederländischen Begegnungsgeschichten. Ich bin auf der Suche und melde mich hier im Blog damit zurück.
Das ist natürlich Futter für meine deutsch-niederländischen Begegnungsgeschichten. Ich bin auf der Suche und melde mich hier im Blog damit zurück.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen