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Samstag, 19. Oktober 2013

Peter Handkes Höherer Humor – Ein Satz aus dem Pilznarren

Jeder essbare Pilz ist für eine Überraschung gut. Das steht im „Versuch über den Pilznarren". Und jeder Satz bei Peter Handke gleichfalls. Man muss sich auf ihn einlassen: auf den Pilz im Mund und auf Handke im Kopf:

“Sich einlassen – und das Munden verlangsamt das Essen zum Speisen, das Speisen zum Kosten, und das Munden, Speisen, Kosten gehen über ins Beherzen und Beseelen wie, ach, gar zu selten, das Essen, das Mahlzeiten, und kraft all dessen zusammen zu guter Letzt das Herabsinken und zugleich, herrje!, seltener als selten, Pulsen der Ruhe, gepaart mit dem, weh, nur zu den heiligen Zeiten, Aufsteigen des Gottnächsten in dir und mir, lieber Leser: des bestirnten Himmels der Phantasie!“
Peter Handke, Versuch über den Pilznarren, Berlin 2013, 148f.

Ach! Herrje! Weh! Die vielen Substantivierungen! Darunter völlig ungewöhnlich „das Mahlzeiten“, das eine ganz eigene, ungekannte Konnotation entwickelt. Und hier wird – das einzige Mal – der Leser angesprochen, der eben auch die Chance zu dieser Erfahrung hat – wenn er sich einlässt!

Ach! Herrje! Weh! Was macht mir das für Spaß: der Höhere Humor bei Handke!

P.S.: Im "Freitag" ist eine schöne Rezension zum Pilznarren erschienen.

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