Weniger bekannt ist, dass auch sein Sohn, der Kronprinz Wilhelm, etwas später gleichfalls in die Niederlande ausgewichen ist und von
der niederländischen Regierung mit strengen Auflagen auf der Insel Wieringen
bei Texel untergebracht wurde. Dort hat er fünf Jahre unter kargen Umständen in
Verbannung gelebt und durfte die Insel nur für Besuche in Doorn verlassen.
Der Kronprinz hatte nicht auf seine Nachfolgerechte
verzichtet und war deshalb sowohl im frischrepublikanischen Deutschland als
auch in den Niederlanden eine potentiell gefährliche Person.Seine Frau, die Kronprinzessin Cecilie, hatte sich entschieden, mit ihren sechs Kindern in Deutschland zu bleiben und hat ihren Gatten erst bei seiner Rückkehr 1923 wiedergesehen. Sie hat in diesen Jahren mit den gewaltigen Veränderungen für Deutschland und ihr persönliches Leben eine mutige und anpackende Existenz geführt.
Wilhelm wohnte also fünf Jahre in Abgeschiedenheit im ehemaligen Pfarrhaus der kleinen Insel Wieringen. Wieringen? Nie gehört, und diese Insel gibt es auch nicht mehr: Sie ist ab 1924 durch den Amsteldiepdijk mit dem Festland zusammengewachsen.
Vor zehn Jahren war ich für meinen Artikel über Wolfgang Koeppens Roman “Die Jawang-Gesellschaft” auf der Suche nach dieser Insel, deren Namen ich nicht kannte. Eine Hauptfigur des Romans war der Freiherr Blois, der auf der Insel wohnte. Und in der Tat: Das Adelsgeschlecht der Blois ist seit dem 15. Jahrhundert mit dieser verschwundenen Insel verbunden. Trotz Kontakten zu heutigen Nachfahren bin ich nicht auf diese Spur gekommen. Koeppen kam 1934 in die Niederlande und wusste natürlich – wie damals jeder Deutsche - von der Verbannung des Kronprinzen.
Cecilie kam wohl einmal zu Besuch auf die Insel, und so ganz extrem war die Abgeschiedenheit des Prinzen nicht, wie eine Karikatur von 1919 vermuten lässt. Der Geschichte dieser Verbannung werde ich noch einen eigenen Artikel widmen.
Naja, das der deutsche Kaiser dorthin in Exil gewandert ist war mir noch nicht bekannt. Allerdings wusste ich auch nicht wo er nach seiner Dienstzeit geblieben ist. Ich danke dir auf jeden Fall für den netten Beitrag. Klasse
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