Cookie

Montag, 23. September 2024

Wilhelm Busch und Marie Anderson (3): Marie bekommt ein Foto und verliebt sich

Die Briefe, die Marie Anderson an Wilhelm Busch geschrieben hat, sind leider nicht erhalten. Marie wohnt in dieser Zeit in Wiesbaden im Umkreis ihrer besten Freundin Mimi und des Schriftstellers Multatuli. Da diese beiden sich aber im März 1875  auf einer Reise in die Niederlande befinden, gibt es erfreulicherweise einige Briefe von Marie an Mimi, in denen sie freimütig über ihre Gefühle berichtet.

(Eine Zusammenfassung mit längeren Zitaten findet sich auf der Website von Gaia van Bruggen vrouwenrondmultatuli.nl. Ich bringe hier ein paar Briefauszüge in deutscher Übersetzung.)

Am 10. März, nach den ersten sechs Briefen, ist Marie verliebt. Sie hatte Busch um ein Foto gebeten und schreibt an Mimi:





„Das Porträt von B. Ist angekommen – wäre er doch lieber häßlich gewesen! Das meine ich ernst! Aber er ist schön. Ich sehe ein allerliebstes Gesicht: einen sehr freundlichen Mann, freundliche, tiefe und scharfe Augen, eine gerade Nase, ein schöner zweigeteilter Bart, eine schöne Stirn, goldenes Haar. Sehr chique im Ganzen, und ziemlich dick. Hier liegen Fußangeln und Fallen für mich. Oh, ah! – Vielleicht verdiene ich, zurecht gewiesen zu werden, jetzt schon. – Agnes [ihre Schwester] hat das schon getan, zurecht. Ich werde klug sein, hoffe ich. Aber Abschied von ihm nehmen kann ich nicht. Dafür liebe ich sein Inneres zu sehr.“

Marie träumt von einem innigen, auch sexuellen Verhältnis mit Busch. Am 15. März folgt der nächste Brief an Mimi:

„Eigentlich ist es schade, dass ihr Wiesbaden nicht sofort verlasst. Dann hättet ihr keine Schuld daran, dass ich irgendwann ins Kindsbett muss (…). Ja im Ernst. Wenn du den Ausdruck seines schönen Antlitzes gesehen hast, würde es dich nicht wundern, dass mein Begehren nach ihm, meine „Liebe“ sozusagen, noch gewachsen ist. (…) Er weiß jetzt Gott sei Dank, dass ich keinen Mann habe und kann nun freier und herzlicher schreiben; was ich als sehr angenehm erfahre.“

Tja, das ist sehr deutlich. Wie soll das weitergehen?


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen