Spiegel-Titelblatt 26/1981 |
Wer sich heute mit Nietzsche beschäftigt und sich in der gerade in den letzten Jahren wieder stark angewachsenen Sekundärliteratur zu orientieren versucht, begegnet merkwürdigen Extremen und deutlichen Fällen von Lagerbildung: So erhielt die umfangreiche Untersuchung der Kölner Philosophin Edith Düsing, “Nietzsches Denkweg: Theologie – Darwinismus – Nihilismus“, München 2006, hauptsächlich Rezensionen aus dem konservativ-katholischen Bereich. Der Brite John Laughland beendet seine auch sonst skurrile Besprechung dieses wissenschaftlich offenbar soliden Buches fast übergangslos mit folgenden Zeilen:
“The fact is that the late Nietzsche wrote that the noble man (= Nietzsches ‘Übermensch’, P.G.), untrammelled by the slave morality of good and evil, would happily and gayly commit acts of mass killing, rape and torture, and return from these atrocities exhilarated like a student from the prank, the fact is too that Hitler said exactly the same thing. It is this veneration of evil which makes Nazism, like Nietzsches philosophy, truly Satanic.” (John Laughland, The Heythrop Journal 50 nr. 2 März 2009, S. 345-346)
„The Heythrop Journal“ ist eine wissenschaftliche Zeitschrift zu den Beziehungen von Philosophie und Theologie. Sie wird von den Jesuiten in Großbritannien finanziert. Auch Edith Düsing hält ihre Vorträge vorzugsweise vor religiösem Publikum.
Überraschend finde ich nicht den Hitler-Nietzsche-Vergleich an sich - der wird öfter gemacht -, sondern die emotionale Heftigkeit, mit der er vorgetragen wird und in der alle wissenschaftliche Sorgfalt auf einmal wegbricht. Ja, Nietzsche wirkt auf einmal fast schlimmer als Hitler!
Satan Nietzsche? - - - Nun, ich würde sagen: Jesuitische Kriegsführung!
Der Hass muss Gründe haben. Wo liegen sie? Was hat unser Prinz Vogelfrei angestellt?
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