Nehmen wir das Wort Held im altmodisch-literarischen Sinn,
so sind der Erzähler Moritz und der Regisseur des Horrorfilm-Projekts Christoph
die beiden Helden des Romans „Die fürchterlichen Tage des schrecklichen
Grauens“.
Ein Christoph taucht auch in der Widmung auf: „Trotz allem:
für Christoph“. In der langen Liste der „Helden“ Christophs auf Seite 63f. (siehe meine Hinweise 2) finden
wir auch den Namen Schlingensief. Christophs Methode bei der Entwicklung seines
Projekts sowie sein Umgang mit der Schauspielergruppe erinnert sehr an den 2010
verstorbenen Regisseur Schlingensief. Eines der bekanntesten Projekte Schlingensiefs war die angesichts seines kommenden Krebstodes produzierte „Kirche der Angst“ (2008).
Und Moritz? Paul Jandl hat in seiner Rezension in der NZZ festgestellt, dass „Roland Ehrlichs Geschichten mitunter so (klingen), als wäre
Karl Philipp Moritz’ Figur des Anton Reiser hineingewürfelt in die Symptome des
neuen Jahrtausends“. Wer dem Hinweis nachgeht, wird schnell viele Parallelen
zwischen den beiden Romanen finden. Am Ende steht in beiden Fällen eine längere Fußreise nach Erfurt und eine dort scheiternde Schauspielergruppe mit einem flüchtigen Regisseur.
Moritz' autobiographische Figur Anton Reiser hat
literarische Ambitionen, an denen sie scheitert:
„Er suchte einen Stoff aus, der immer fürchterlich bleiben musste und den er in mehreren Gesängen bearbeiten wollte; was konnte dies wohl anders sein als der Tod selber! [...]
„Er suchte einen Stoff aus, der immer fürchterlich bleiben musste und den er in mehreren Gesängen bearbeiten wollte; was konnte dies wohl anders sein als der Tod selber! [...]
Als er nun aber zum Werke schritt und den ersten Gesang
seines Gedichts, wovon er den Titel schon recht schön hingeschrieben hatte,
wirklich bearbeiten wollte, fand er sich in seiner Hoffnung, einen Reichtum von
fürchterlichen Bildern vor sich zu finden, auf das bitterste getäuscht. [...]
Alles, was er niederschreiben wollte, löste sich in Rauch und Nebel auf, und
das weiße Papier blieb
unbeschrieben.” (Anton Reiser, Frankfurt am Main 1979, p. 422f.)
Roman Ehrlich
nimmt den Moritz' Faden an dieser Stelle wieder auf und lässt seinen Erzähler Moritz
(!) uns 640 eng bedruckte Seiten mit einem "Reichtum von fürchterlichen Bildern" liefern.
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