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Montag, 5. September 2016

Gerhard Falkner, Apollokalypse (3) – Glockenschall über Berlin

Im Laufe seines Romans “Apollokalypse” nennt und zitiert Gerhard Falkner viele Schriftsteller und Künstler. Manche bekommen auch einen kleinen Cameo-Auftritt. Er hat ganz offenbar großen Spaß daran, zum Beispiel Proust, Grass, Rilke, Thomas Mann – manchmal auch parodierend und variierend - in seine Szenen einzubauen.

Am Ende des ersten Teils (“Das Buch Isabel”) lässt der Autor eine seiner Hauptfiguren, Reinhard Büttner, auf einem Berliner S-Bahnhof Selbstmord begehen. Scheinbar unmotiviert erzählt er diesen letzten Sonntagmorgen Büttners im Wechsel mit dem Sonntagmorgen, den Georg Autenrieth (das Alter Ego des Autors) im idyllischen Frühling seines fränkischen Dörfchens verbringt. Nun, letztlich ist ja der Autor für den Tod seiner Figur verantwortlich…


Das Kapitel beginnt in ironischer Referenz an Thomas Mann mit einer Variation des allseitigen Glockenläutens über Rom, das Mann in seinem Roman “Der Erwählte” beschrieben hat, um die göttliche Allmacht des Erzählers zu demonstrieren. (“Wer läutet?”: “der Geist der Erzählung”). Das sieht dann bei Falkner für Berlin wie folgt aus:

Gerhard Falkner, Apollokalypse, S. 177

Tja, die Katholizität des Glockenschwalls über Rom ist dem kargen protestantischen Berlin nicht gegeben, und so können alle Glocken Berlins nicht verhindern, dass dem Leben Reinhard Büttners ein grausiges Ende bereitet wird (er wird von der S-Bahn zerhäckselt). Aber hier hat eben der im katholischen Bayern sitzende Autor seine Finger im Spiel. Und der Autenrieth-Falkner setzt noch - überhöhend auf seinen Namen anspielend - eins drauf, indem er das Kapitel mit der Jagdszene eines Raubvogels enden lässt:

“Autenrieth hat, wie er später meinte, ziemlich genau um diese Zeit einen Sperber gesehen, der in eine Schlehenhecke stieß, aus der ein Schwarm Goldammern stob, von dem eine sich schließlich in der Luft, nachdem der Sperber nachgestoßen war, in einem Schwall von Federn auflöste” (S. 184).


Nicht schlecht, Herr Falkner. Aber Sie haben Berlin nicht verstanden.

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