Marilyn Monroe |
Ursula März zielt nämlich auf “weibliche Antagonismen” ab,
auf die “Dramaturgie des klassischen Königinnendramas”, wofür es in allen Zeiten Beispiele gebe: Krimhild und Brünhilde, Marilyn Monroe und Ava Gardner und zahllose andere: immer gehe es um den Kontrast einer Blonden mit einer
Brünetten.
Ava Gardner |
Soweit, so gut. Das ist ja noch nicht besonders
originell, aber zum Abschluss ihrer Beispielreihe schreibt sie: “Auch Ingeborg
Bachmann und Christa Wolf darf man in gewisser Weise diesem Muster und seinem
Code zurechnen.”
Oh ja!?? Das fand ich im ersten Moment doch eine, gelinde gesagt,
gewagte Behauptung! Dann begannen meine Neuronen neue Querverbindungen zu
legen, was schließlich eine gewisse Begeisterung in mir erweckte. (Es kann
natürlich sein, dass das an den erotischen Aspekten dieser Kontrastpaare liegt:
schnell entflammbare Begeisterung für Blondinen, tiefe, dauerhafte Gefühle für
Dunkelhaarige.)
Ingeborg Bachmann |
Christa Wolf |
Ursula März legt noch eine Reihe von Eigenschaften nach. Blonde
seien: “naiv, spontan, unbeholfen, anarchisch, triebgesteuert, anstrengend”,
Brünette dagegen: “reif, lebensklug, reserviert, überlegt, kontrolliert,
unanstrengend”. Leider kann sie in ihrem kurzen Artikel, der ja dann auch um
etwas ganz Anderes geht, nicht die Konsequenzen für das Paar Bachmann/Wolf ausmalen.
Solch eine Ausarbeitung hätte ja hochinteressante kulturhistorische Aspekte,
sobald man das alles auch auf Österreich/Westdeutschland auf der einen und die DDR
auf der anderen Seite bezieht.
Welche(r) junge Literaturwissenschaftler/in stellt
sich dieser Aufgabe, mit einer postfeministisch revolutionären Methode die
langweilige Universitätsgermanistik aufzumischen?
P.S. Übrigens sind weder Marilyn Monroe noch Ingeborg
Bachmann echte Blondinen gewesen. Sie haben nachgeholfen.
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