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Sonntag, 15. März 2020

Begegnungen im Regal (1): Königin Luise und Voltaire

In diesen Tagen der Quasi-Quarantäne wandere ich an meinen Bücherregalen entlang. Dort kommt es immer wieder zu überraschenden Begegnungen zwischen Bildern, Büchern und erinnerten Szenen...


Die preußische Königin und Voltaire sind sich nie begegnet. Er starb, als sie zwei Jahre alt war. Aber wir dachten, dass er sie sicher gerne einmal kennengelernt hätte. Dazu fiel mir eine Szene aus Cees Nootebooms Roman "Allerseelen" ein, ein Gespräch zwischen Victor und Arthur (die für Armando und Nooteboom stehen) im Charlottenburger Schloss, wo das Gemälde hängt:

'Solche Frauen gibt es nicht mehr. Ich kenne keine Frau mehr, die so schauen kann. Sehr verwirrend. [...] Schau noch mal gut hin. Es ist ein hinterhältiges Bild.'
Er beugte sich vor, in unmittelbarer Nähe der vollendet gerundeten rechten Brust.
'Frage des Bildhauers: Wo, glaubst du, sitzt die Brustwarze?'
'Da', sagte Arthur und zeigte auf die Stelle. Umgehend schrillte der Alarm los, ein Wärter in blauer Uniform kam angerannt und schrie etwas in Stakkato-Deutsch, das er nicht verstand.
'Das ist jedenfalls noch nicht ausgestorben'. sagte Victor. 'Hab ich doch gesagt, ein hinterhältiges Bild.'
(Cees Nooteboom, Allerseelen, Frankfurt am Main 2000, S. 54-56, stark gekürzt)


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