„Und dass sich herausstellte, dass der gute Mann, inzwischen
in den hohen Achtzigern, keineswegsder Herr Groeneveld war, der eines Tages
dieses Haus gekauft hatte und aus Groningen hierher gezogen war, ein ehemaliger
Germanist an der dortigen Universität mit dem Spezialgebiet Arno Schmidt. Das
hatte er seinen wenigen Nachbarn erzählt, die mit all dem wenig anzufangen
wussten – mit der Germanistik und Arno Schmidt, meine ich, und Groningen war
für sie sowieso ganz da oben im Norden – aber alles, was daran stimmte, war die
Tatsache, dass es an der Groninger Universität tatsächlich mal einen
Germanisten gegeben hat, der nicht Groeneveld, sondern Groenewold hieß und im
Übrigen ein Deutscher war.“
Jochen Schimmang, Altes Zollhaus, Staatsgrenze West, Hamburg
2017, S. 51
Kompliziert: Herr Groeneveld heißt gar nicht Groeneveld und mit dem Groninger
Germanisten Groenewold hat er angeblich auch nichts zu tun. Aber doch: Der
Autor Jochen Schimmang hat in seinem neuen Roman einige grenzüberschreitende
Fantasiefäden gesponnen und ein kleines wirklichkeitsverwobenes Erzählnetz zu
beiden Seiten der deutsch-niederländischen Grenze aufgespannt.
Ein erstes
Exemplar des gestern erschienenen Romans hat schon den Weg nach Groningen
gefunden. Beim Hineinblättern stieß ich auf Herrn Groeneveld und seine Liebe zu Arno Schmidt. Der wiederum
steht in meinem Bücherregal ganz in der Nähe von Jochen Schimmang (nur der
Schlink hat sich dazwischengedrängelt). So finden und verwirren sich die
Erzählknäuel, und auch Schmidts legendäres Großwerk “Zettel’s Traum”, das in kein Regal passt, hat darin seinen Ort. Da
komme ich mir ein bisschen wie der arme Nick Bottom (= Zettel) aus Shakespeares
Mittsommernachtstraum vor.
Jetzt muss ich
das Buch erst mal lesen. Später mehr dazu. Im Deutschlandradio gibt es eine erste Rezension.
Jochen Schimmang, Altes Zollhaus, Staatsgrenze West, Hamburg 2017, 189 Seiten, € 19,90
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