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Montag, 12. Mai 2014

Der Tod der Literatur in der Literaturwissenschaft



Der Journalist Thomas Steinfeld (Süddeutsche Zeitung) schreibt im neuen Merkurheft sehr lesbar und provokant über die Rolle von Theorie und Methoden in der westdeutschen Literaturwissenschaft seit den siebziger Jahren. Ich erinnere mich gut an diese Phase und habe die späteren Entwicklungen mit einem gewissen Grausen aus dem Ausland mitverfolgt. Hier ist eine kleine Kostprobe:


Der intensive Umgang mit Methoden in den siebziger und achtziger Jahren habe “weniger mit Theorie zu tun als mit dem Vorhaben, in einem sich schnell ausweitenden Fach möglichst viele Positionen zu besetzen, womöglich noch ausgreifend auf andere Fächer. Es kommen hinzu: das Versprechen einer reformierten Universität auf gesellschaftliche Relevanz […] und die Verpflichtung auf einen Pluralismus der Methoden […] Das hat schließlich dazu geführt, dass in der neueren deutschen Philologie lauter junge Menschen ausgebildet werden, die der Literatur im Grunde fernstehen, also gar nicht auf den Gedanken kämen, Lesen hätte etwas mit Leidenschaft oder gar Schmerz zu tun – und nichts hat dem Fach mehr geschadet als diese Gleichgültigkeit."

Thomas Steinfeld, “General Stumm betritt die Bibliothek. Über Wissenschaft, Theorie und Methode in der Philologie”, In: Merkur Nr. 780, Mai 2014, 387-399, das Zitat: 392

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