Gerichtet ist der Aufruf an niemanden konkret. Auf die Frage
nach der Wirksamkeit der Aktion antwortete Juli Zeh:
“Wir erwarten nicht, dass etwas Messbares passiert. Dieses
Problem lässt sich ja nicht per Knopfdruck lösen. Es geht darum, in diesem
Bewusstseinswandel den nächsten Schritt gemacht zu haben. Durch den Brief an
Merkel hatten wir auf einmal Mitstreiter in Deutschland. Jetzt haben wir
Mitstreiter auf der ganzen Welt. Egal, ob wir als Nächstes unseren Aufruf in
der UN-Generalversammlung vorlesen oder wieder einen Aufruf schreiben: Wir sind
von Einzelkämpfern zum Teil einer Bewegung geworden.”
Ich persönlich erwarte allerdings, dass der Aufruf einfach verpufft
und die viele Mühe umsonst war. Das Beispiel Snowden zeigt im übrigen, welche
Macht gerade ein Einzelkämpfer haben kann. Es wäre der Überlegung wert, ob nicht eine “Bewegung”
die Lösung ist, sondern viele, viele Einzelkämpfer. Einzelkämpfer die die Methode
anwenden, die von Rudi Dutschke 1967 ausgerufen wurde: den Marsch durch die Institutionen.
Die deutschsprachigen Schriftsteller auf der Liste sind zum
großen Teil die üblichen Verdächtigen, die gerne und schnell mal eine Petition
unterzeichnen. Einige fehlen, von denen man es auch nicht anders erwartet hätte: Peter
Handke, Botho Strauss und Martin Mosebach zum Beispiel. Aber was ist mit Maxim
Biller, Thomas Brussig, Dietmar Dath, Ulla Hahn, Helmut Krausser und Martin
Walser?Die Begründungen der Befürworter liegen auf der Hand. Interessanter würde ich ja diejenigen der bewussten Nichtunterzeichner finden.
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