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Donnerstag, 11. Dezember 2025

Was soll das werden? (2): Literatur in der ZEIT

 In meinem Beitrag „Was soll das werden?“ vom 14. November habe ich drei unabhängig voneinander gerade erschienene Romane genannt, deren deutsche Titel eine merkwürdig übereinstimmende Form und Aussage aufweisen:

„Was vor uns liegt“

„Was wir wissen können“

„Was nicht gesagt werden kann“

Darüber habe ich mich etwas gewundert und mich gefragt, was das werden soll, so in dem Sinne, ob das etwas über das Wesen von Literatur aussagt oder ob sich die Art und Weise mit Literatur umzugehen verändert…

Nun ist eine Literatur-Sonderausgabe der ZEIT erschienen, aufwändig gemacht und in vier Teile unterteilt, die auf ganz ähnliche Weise formal und inhaltlich zusammenhängen:


Was kann ich wissen?

Was soll ich tun?

Was darf ich hoffen?

Was ist der Mensch?


DIE ZEIT Nr. 51 vom 29. November

Und wieder frage ich, ob im sich verändernden deutschen Feuilleton sich gerade auch ganz grundsätzlich die Erwartung an und der Umgang mit Literatur verändert. Und was ich davon halte?

Wir leben in unsicheren Zeiten, in denen es keine Gewissheiten mehr gibt, und da soll offenbar die Literatur uns helfen, aus der Misere zu kommen. „Sorg dich nicht - lies!“ fordert uns Dorothee Elmiger beinahe lebensgroß auf der Titelseite auf. Gerade sie, die mit ihrem finsteren und für viele unzugänglichen Roman den Deutschen Buchpreis 2025 gewonnen hat. 

Offenbar versucht die gesamte Branche, die doch zunehmend in einer großen Seifenblase verschwindet, sich in einer beschwörenden Selbsthypnose zum Verklärer des lesenden Individuums zu machen, das zuhause auf dem Sofa sitzend die Welt erkennen und retten kann.

Das kann es nicht! Und das muss es auch nicht!

Literatur und Weltrettung sind nämlich zwei paar Stiefel. Und unter Literatur habe ich mir immer einen autonomen ästhetischen Bereich vorgestellt, in dem eigene Welten geschaffen werden können. Von großer Schönheit und/oder erwählter Hässlichkeit. Aus eigenem Recht und nach eigenen Regeln.



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