Karl-Heinz Bohrer |
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Dienstag, 31. Juli 2012
Karl-Heinz Bohrer, Granatsplitter: ein Roman für den Kanon?
Karl-Heinz Bohrers erster Roman “Granatsplitter” ist seit
gestern im Handel. Ich hatte bereits anlässlich der Berliner Tagung “Kulturen
des Bruchs” darüber geschrieben.
Die ersten Rezensenten loben und loben und loben ihn über
den grünen Klee! Ein bedeutender Roman! Und spannend und gut lesbar dazu! Das
hatte wohl keiner dem fast achtzigjährigen Theorieherren der Republik
zugetraut.
Lest ihn! Ich lese ihn auch, ab morgen und melde mich dazu
nochmal.
Die Zauberflöte in Salzburg: etwas krumm, aber voller Entdeckungen
Welch ein schöner Abend mit der Salzburger Zauberflöte auf ARTE! Ich war ja etwas skeptisch, schon als ich das Foto der drei Damen mit den Krankenschwesternhauben gesehen hatte, und war es immer noch, als gestern nach der Ouvertüre Papageno mit seinem Vogellieferwagen auftauchte und Tamino den Flötenkasten rocksängerhaft wie eine Elektrogitarre trug.
Es wird wohl daran liegen, dass die Musikkritiker der Zeitungen kritisieren müssen, immer wieder kritisieren und alles kritisieren. Das ist ja auch spannend zu lesen, aber ich hatte heute Morgen den Eindruck, eine ganz andere Aufführung gesehen zu haben.
Es wäre schön, wenn Arte diese Oper in ihr Arte LiveWeb übernehmen würde, wie den Stuttgarter Don Giovanni von letzter Woche, aber das geht wahrscheinlich noch nicht.
Montag, 30. Juli 2012
Die Zauberflöte auf ARTE
Heute gibt es auf ARTE um 20:15 Mozarts Zauberflöte live von den Salzburger Festspielen. Dirigent: Nikolaus Harnoncourt, Regie: Jens-Daniel Herzog.
Samstag, 28. Juli 2012
Alternativen zum Literaturkanon der ZEIT (3), 1950-1959
Die ZEIT nennt
-
Heimito
von Doderer, Dämonen (1956)
-
Günter
Grass, Die Blechtrommel (1959)
Café
Deutschland empfiehlt
Das „Schweigen“
der fünfziger Jahre galt nicht nur dem Holocaust, sondern auch dem Bombenkrieg
und den deutschen Opfern. Gert Ledig hatte mit Vergeltung einen Roman geschrieben, der den Schrecken und das
Leiden einer bombardierten Stadt so hart, realistisch und unerträglich beschreibt,
dass sein Roman sowohl vom damaligen Publikum als auch von der Kritik abgelehnt
wurde. Der Autor und seine Bücher fielen in völlige Vergessenheit, sein Name kam
jahrzehntelang nicht mehr in den Literaturlexika vor, bis er 1999 im Zuge der
von W.G. Sebald initiierten Luftkriegs-Literaturdebatte wiederentdeckt und
herausgegeben wurde. Seitdem gilt er als einer der besten bzw. realistischsten Kriegsromane der deutschen Literatur.
Mit Homo faber nenne ich einen der
erfolgreichsten deutschsprachigen Nachkriegsromane. Allein die deutsche Auflage
beträgt inzwischen über 5 Millionen Exemplare. Dazu mag beigetragen haben, dass
der kleine Roman sich ausgezeichnet als Schullektüre eignet. Doch diese
Umstände sind kein Kriterium für unsere Liste. Dieser Roman ist nicht leichter,
aber „leichtfüßiger“ als Frischs großen Romane Gantenbein und Stiller,
die mir beim Nachblättern verstaubter erscheinen als der jung gebliebene Homo faber mit seiner Konfrontation eines
technisch-utilitaristischen Mannes mit der Natur, dem Zufall und seinem sich
tragisch verstrickenden Schicksal.
Freitag, 27. Juli 2012
Alternativen zum Literaturkanon der ZEIT (2), 1945-1950
Die ZEIT nennt
-
Thomas
Mann, Dr. Faustus (1947)
-
Ernst
Jünger, Strahlungen (1949)
Die Erläuterungen
der ZEIT stehen in der Ausgabe Nr. 29 vom 12. Juli 2012.
Café Deutschland
empfiehlt
-
Hans
Fallada, Jeder stirbt für sich allein (1947/2011)
-
Arno
Schmidt, Leviathan oder Die beste der Welten (1949)
Hans Falladas
umfangreicher Roman ist 1947 in der Sowjetzone im Aufbau-Verlag erschienen und
zwar in einer gekürzten (zensierten) Fassung. Erst vor kurzem ist die
komplette Fassung wiedergefunden und mit allerlei medialem Tamtam herausgegeben
worden. Das hat dann auch sehr schnell zu einer „opgefristen“ niederländischen
Übersetzung geführt, die unter dem Titel Alleen
in Berlijn 2010 erschienen ist. Der Roman liest sich flott und spannend
(anders als Dr. Faustus) und gibt ein starkes Bild der nationalsozialistischen
deutschen Gesellschaft und des Widerstands in Berlin kurz nach Kriegsbeginn.
Arno Schmidts
kurze Erzählung (30 Seiten) wurde 1946 geschrieben und zusammen mit zwei
anderen kurzen Texten in dem Buch Leviathan
1949 herausgegeben. Diese dreißig Seiten gehören für mich zu den intensivsten Texten die über den Krieg und den Nationalsozialismus in deutscher Sprache geschrieben
wurden. Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe aus Soldaten, Zivilisten und
HJ-Jungen versucht im Februar 1945 mit einem Zug aus dem umkämpften Berlin zu
flüchten. Schmidts Hauptwerke sind wegen ihrer sprachlichen Besonderheiten
nicht mehr ins Niederländische übersetzt worden, was sehr schade ist, denn es
befinden sich einige der wichtigsten Romane der fünfziger und sechziger Jahre
darunter. Die ersten, kürzeren Werke Ende der Vierziger, Anfang der Fünfziger
sind zugänglicher und wurden damals auch übersetzt, aber Arno Schmidt ist dem
niederländischen Publikum später leider völlig fremd und unbekannt geblieben.
Mittwoch, 25. Juli 2012
Café Deutschland: Alternativen zum Literaturkanon der ZEIT (1)
Die Wochenzeitung
DIE ZEIT füllt das Sommerloch mit einer siebenwöchigen Serie zu einem Nachkriegskanon der europäischen Literatur. Jeweils zwei von etwa zehn Titeln
pro Woche sind dabei der deutschsprachigen Literatur vorbehalten. Alle Bücher erhalten
eine kurze Besprechung. Morgen kommt in der neuen Ausgabe der ZEIT bereits die
dritte Folge mit den Romanen der sechziger Jahre.
Also: Nicht ein Sommerloch, sondern ganze Berge schönster Literatur warten auf uns. Wir fangen morgen an mit den Jahren 1945-1950:
Mir machen solche
Listen Spaß, vor allem wenn ich merke, dass neben den zu erwartenden auch
überraschende beziehungsweise unbekanntere Titel genannt werden. So mag es für
manche – für mich allerdings nicht - ein Zumutung sein, dass in der ZEIT für
die vierziger Jahre Ernst Jüngers Strahlungen
genannt wurden, und so habe ich mich gefreut, für die fünfziger Jahre den
von mir sträflich vernachlässigten Heimito von Doderer mit seinem gewaltigen
Roman Dämonen zu sehen.
Ich habe dadurch
Lust bekommen, mir Alternativen auszudenken und kurz zu erläutern, nur für die
deutschen Titel, sonst wird’s mir zu viel. Nicht als Kritik, sondern als
Ergänzung, und vielleicht haben einige der Leser von Café Deutschland auch eigene
Vorschläge.Also: Nicht ein Sommerloch, sondern ganze Berge schönster Literatur warten auf uns. Wir fangen morgen an mit den Jahren 1945-1950:
Die ZEIT nennt
-
Thomas
Mann, Dr. Faustus (1947)
-
Ernst
Jünger, Strahlungen (1949)
Café Deutschland
empfiehlt
-
Hans
Fallada, Jeder stirbt für sich allein
(1947/2011)
-
Arno
Schmidt, Leviathan oder Die beste der
Welten (1949)
Die Erläuterungen
der ZEIT stehen in der Ausgabe Nr. 29 vom 12. Juli 2012. Die Erläuterungen von
Café Deutschland folgen morgen an dieser Stelle.
Montag, 23. Juli 2012
Das WC von Café Deutschland – ein halbes Jahr nach der Eröffnung
Café
Deutschland gibt es jetzt ein halbes Jahr. Inzwischen kommen etwa 700 Gäste pro
Woche. Das sieht man auch dem Klo an. Das hat am Anfang ganz anders ausgesehen.
Danke für das
Interesse (und mit Dank an StreetArt in Germany).Sonntag, 22. Juli 2012
Rezension Barbara Reeh, Unter Professorendamen – Germanisten in Groningen
Auf der Website von Tzum – Literaire weblog ist jetzt meine
Rezension des Campusromans von Barbara Reeh zu lesen: Unter Professorendamen.
Ein Universitätsroman über Gastarbeiter, Karrieren und Intrigen, Norderstedt: Books on Demand GmbH 2012, Euro 12.90
Don Giovanni in Stuttgart im Livestream
Mozarts Oper Don Giovanni wird im Stuttgarter Opernhaus am Mittwoch, dem 25. Juli in der Inszenierung des Bremer Theaters gezeigt. Gleichzeitig findet ein multimediales Spektakel zur Propagierung des Genres statt. So wird die Oper live ab 20:15 auf dem deutschen Kultursender 3Sat und auch als Livestream auf dem Internet gesendet.
Kinetic Rain von Art+Com: schöne Kunst und lukratives Gewerbe
Die deutsche Gruppe Art+Com macht wunderschöne mediale
Installationen. Zum Beispiel “Kinetic Rain” im Flughafen von Singapur. Der
YouTube-Film erläutert die Technik dieser kinetischen Skulptur und lässt sie
in Aktion sehen:
Samstag, 21. Juli 2012
Der Boros Bunker: Bomben, Sex und Leuchtskulpturen
In Berlin-Mitte steht noch ein großer Bunker aus der Kriegszeit, der “Reichsbahnbunker”, in dem mehr als 2500 Menschen Schutz finden konnten. Mit seinen Wänden und Decken aus 2-3 Meter dickem Stahlbeton hat er den Bombardierungen standgehalten und war nach dem Krieg auch durch Sprengungen nicht zu beseitigen. In der DDR-Zeit hat man ihn als Lagerraum benutzt. In den Neunzigern, das wusste ich, haben im “Bunker” legendäre Hardcore Techno- und –Sexpartys stattgefunden: in siebzig dunklen Räumen auf fünf Etagen. Aber das war wohl nicht meine Welt.
Der Boros Bunker |
Berlin ist für mich so faszinierend, weil hier auch siebzig Jahre nach Kriegsende und zwanzig Jahre nach der Wende noch unglaublich viele, teils riesige Gebäude stehen, an denen die Geschichte der Stadt und Deutschlands sichtbar bleibt.
Als ich vor drei Wochen an dem grauen Koloss vorbeiging,
fiel mir auf, dass auf dem Dach ein großes gläsernes Penthouse entstanden war.
Trotz meiner vielen Berlinbesuche war ich nicht up to date: ein reicher Westdeutscher hatte 2007 den Bunker
gekauft, die Räume für seine Sammlung von Gegenwartskunst herrichten lassen und
sich selbst ein fantastisches Penthouse gebaut. Schon der Einbau des Fahrstuhls
ist een zware klus gewesen, wobei die neuesten Typen von
Diamantbohrern verschlissen wurden. Christian Boros hat sich hier seine Welt eingerichtet:
Das hat natürlich in vielen deutschen Zeitungen gestanden,
aber mir ist es entgangen und ich war erst mal baff. Und man kann auch rein: ab September gibt es regelmäßig Führungen. Das ist doch was für den nächsten
Berlinbesuch!
Donnerstag, 19. Juli 2012
“Unter Professorendamen” – ein Campusroman über die Germanistik in Groningen
Mitten in die Saure-Gurken-Zeit platzte heute eine Email von
Coen P. mit der Frage, ob ich nicht den Roman “Unter Professorendamen” von
Barbara Reeh rezensieren wolle. Das Buch sei ganz offenbar eine Art Campus- und
Schlüsselroman über die Groninger Germanistik.
Der komplette Titel lautet: “Unter Professorendamen. Ein Universitätsroman über Gastarbeiter, Karrieren und Intrigen”.
Wie, was, wo? Allerlei Alarmklingeln ertönten in meinem literaturgesättigten
Ferienkopf. Von solch einem Roman war mir nichts bekannt und meinen Kollegen
offenbar auch nicht. Barbara Reeh? Das kann nur ein Pseudonym sein! Sofort
erschienen in meinen misstrauischen Assoziationsneuronen die möglichen
Verdächtigen: eine Frau musste es sein, und davon hatten wir hier in den
letzten Jahren viele. W.W. vielleicht? Nein, die hatte gerade in
Schleswig-Holstein viel zu viel zu tun gehabt, und wir haben sie auch nie
wirklich interessiert. M.V. dann? Nun, sie hat gerade einen Krimi geschrieben,
und wir werden bald von ihr hören. Wenn sie es war, könnte es interessant
werden, aber zwei so verschiedene Bücher im selben Augenblick? Außerdem käme
noch A.B. in Frage, aber das kann ich mir dann doch nicht vorstellen. Oder eine
ganz Leise aus dem Hintergrund, A.H., zum Beispiel? Oder eine der jungen
Doktorandinnen?
Warum meine Aufregung? Nun, in den letzten zehn Jahren ist
es in der Groninger Germanistik hoch hergegangen, mit einem traurigen Ende in
diesem Jahr. Stoff genug für einen saftigen, ironisch-kritischen Campusroman
(und ich denke dabei immer an die Bücher von David Lodge, die ich mit größtem
Vergnügen gelesen habe).
Alles Unfug! Ein bisschen gegoogelt, und Barbara Reeh schien
es wirklich zu geben, denn sie hat auch ein Buch mit Erzählungen über Borkum
geschrieben. Jahrgang 1944. Sie lebt in Berlin und Borkum. Berlin und Borkum?
Da hätte was bei mir klingeln können, aber die Neuronen waren offenbar
erschöpft.
Coen klärte mich in einer weiteren Mail auf: es handele sich
um Barbara F. Die habe ich persönlich nie kennengelernt. Ihr Mann hat in den
neunziger Jahren die Groninger Duitslandstudies auf den Weg gebracht. Sie
selbst überblickt aus dem Damenhintergrund die Zeit von 1987 bis 2002, und das
ist offenbar die Grundlage für diesen Roman.
Ich halte das Buch nun in meinen Händen und bin ein bisschen
skeptisch: Der Titel bezieht sich auf Willem Frederik Hermans Groningen-Roman “Unter
Professoren”, wird aber diesem Maßstab schon durch den unbeholfenen Untertitel
nicht gerecht. Ich werde es lesen und meine Befindungen an die Redaktion von “Tzum”
miteilen. Hier in Café Deutschland wird es einen Link dazu geben.
Dienstag, 17. Juli 2012
Rathenaus Häuser und Hallen
Die alten Produktionshallen der AEG in Berlin-Oberschöneweide
sind in den letzten Jahren zum Teil restauriert und vermietet worden. Eine
Dachgesellschaft bemüht sich um die Nutzung der Rathenau-Hallen, wie sie jetzt
heißen. Wer demnächst mal eine Hochzeit mit tausend Gästen feiern will, findet
hier etwas Passendes.
Eine der Berliner Fachhochschulen hat sich hier ihren
“Campus Wilhelminenhof” eingerichtet: die 1994 gegründete “Hochschule für Technik und Wirtschaft”. Dadurch ist das Gelände heute sehr belebt.
AEG-Gelände - im Vordergrund die Villa Rathenaus |
Das Gesamtareal ist riesengroß; Fotos geben nur ein
schwaches Abbild der industriellen Macht, die diese Gebäude trotz
Kriegsverlusten und Abrissen noch immer ausstrahlen. Rathenau hat sich 1902
seine Wohnvilla direkt am Rande des Geländes errichten lassen. Diese ist
allerdings schon bald von seiner Villa im Grunewald und dem Landhaus in
Freienwalde abgelöst worden.
Rathenaus neoklassizistische Villa in der Königsallee |
Was ich in meinem letzten Beitrag eine Mischung aus Eleganz
und Bescheidenheit genannt habe, ist ein dann doch ziemlich aufwendiger
Versuch, die schlichte Schönheit des preußischen Klassizismus um 1800 wieder zu
beleben. Die schmale kleine Haustür in der Mitte des Prachtbaus von 1910 ist
das einzig erkennbar Bescheidene des Konzepts. Das setzte sich zwar stark gegen
den herrschenden Geist des Wilhelminismus ab (siehe den entsetzlichen Berliner
Dom), aber echt modern war Rathenau mit diesem Retro-Bau in seiner Zeit nicht. Das
übrigens im Gegensatz zu den modernen Fabrikhallen wie der Turbinenfabrik in Moabit.
AEG-Turbinenhalle in Berlin-Moabit, Baujahr 1909 |
Rathenau in Freienwalde: Versuch einer preußisch-jüdischen Synthese
Auf der Fahrt nach Berlin im letzten Monat sahen wir im “Tagesspiegel”
einen Artikel über Schloss Freienwalde. Als zu- und dann wieder weggezogener
Westberliner hatte ich davon noch nie gehört. Aha, und es war das Landhaus von
Walther Rathenau gewesen, der am 24. Juni vor achtzig Jahren ermordet wurde.
So hatten wir unser erstes Ausflugsziel und fuhren am 24.
Juni 2012 nach Bad Freienwalde, um das Schloss zu sehen. Es ist eher ein
Schlößchen und wurde ursprünglich 1798/99
als Sommersitz der verwitweten preußischen Königin Friederike Luise erbaut.
Später verkam das Gebäude, bis es 1909 von Rathenau erworben wurde, der dort
sein Ideal einer
preußisch-jüdisch-bürgerlichen Synthese verwirklichen wollte, die Eleganz und
Bescheidenheit zu vereinen suchte.
Rathenau, dessen Vater die AEG gegründet hatte, ist eine der
interessantesten (und reichsten) deutschen Persönlichkeiten in den ersten zwei
Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Er war in hohen Funktionen für das Deutsche
Reich tätig, z. B. leitete er zu Anfang des Weltkrieges die
Kriegsrohstoffabteilung. Zum Zeitpunkt seiner Ermordung war er Außenminister
der jungen deutschen Republik. Außerdem hat er sich auch schriftstellerisch
betätigt. Alles in allem sind das zu viele Aspekte für einen kleinen
Blogbeitrag.
In der oberen Etage von Schloss Freienwalde ist eine
Ausstellung zum Leben und Sterben von Rathenau eingerichtet. Das restaurierte Schloss
und die Ausstellung sind einen Ausflug wert und gut geeignet, die
mauerverhängte Perspektive alter Westberliner zu erweitern.
Samstag, 14. Juli 2012
Bad Freienwalde und Hans Keilson
Es war reiner Zufall: Wir waren bei unserem letzten
Berlinbesuch nach Bad Freienwalde gefahren, um dort die als Museum
eingerichtete Villa von Walter Rathenau zu sehen, dessen Ermordung durch junge
Rechtsradikale gerade 80 Jahre zurücklag.
Ich ging um eine Ecke und stand direkt vor dieser
Gedenktafel:
Der vor den Nazis in die Niederlande geflüchtete Hans Keilson war
Psychoanalytiker und Schriftsteller und ist letztes Jahr im Alter von 101
Jahren gestorben. Freienwalde, das ca. 50 km von Berlin an der Oder liegt, war für mich bisher ein völlig unbekannter
Ort.
Keilson
hat am Anfang und am Ende seiner literarischen Laufbahn ein Erinnerungsbuch
geschrieben: Das Leben geht weiter (1933) und Da steht mein Haus (2011). In den letzten Jahren ist das internationale Interesse an seinem Werk stetig gestiegen.
Dies ist sein Geburtshaus in
Freienwalde, an dem sich die Tafel befindet:
Freitag, 13. Juli 2012
Hat Kubrick sein Donauwalzer-Raumschiff bei Fischerkoesen abgeguckt?
Bei der Beschäftigung mit Hans Fischerkoesen (1896-1973) bin
ich auf den Werbespot “Das Blaue Wunder” gestoßen, den er 1935 für die
Zigarettenmarke Muratti produziert hat. Darin tanzt ein Zigarettenmännchen zum
Donauwalzer von Johann Strauß.
Dabei kam mir sofort die Assoziation zur berühmten
Raumschiffszene aus Stanley Kubricks “2001 – A Space Odyssey”. Zufall? Kannte
Kubrick den Spot? (Fischerkoesen war in Amerika bekannter als im Nachkriegsdeutschland;
er hat viele Reklamespots gemacht, und Muratti war eine amerikanische Marke.)
Oder liegt es einfach auf der Hand, tanzende Gegenstände mit dieser Musik zu
untermalen?
Hier sind die beiden Szenen:
Donnerstag, 12. Juli 2012
Deutsche Trickfilme (3): Hans Fischerkoesen, Die verwitterte Melodie
Ein “deutscher Disney”?. Ein Zeichentrickfilm, der während
der deutschen Besatzungszeit in den Niederlanden in Den Haag gezeichnet und
produziert wurde? “Fischerkoesen Film Productie”, Den Haag, Lange Voorhout 50.
Was kann das sein? Eine Propagandafilmfirma der Nazis doch wohl nur?
Hitler war ja begeistert von Zeichentrickfilmen, und er hat
nach dem Verbot der amerikanischen Filme eine eigenständige deutsche
Trickfilmproduktion fördern lassen. Einer der deutschen Regisseure, die dafür
in Frage kamen, war Hans Fischerkoesen, von dem ich noch nie etwas gehört und
gesehen hatte.
Bei meinem mehr zufälligen Surfen bin ich auf den kleinen
Film “Die verwitterte Melodie” (1943) gestoßen. Hans Fischerkoesen hat ihn,
zusammen mit niederländischen Mitarbeitern, 1942 in sechs Monaten gezeichnet.
Es ist eine Art Biene-Maja-Film, allerdings
technisch und künstlerisch auf einem höheren Niveau, wirklich gleichwertig mit Disney, und er hat es in sich. Die Musik, die die
Biene hier mit ihrem Stachel aus einem alten Grammophon hervorzaubert, das in einer bunten Wiese verschollen herumliegt, ist gerade der Jazz und Soul, der
unter Hitler verboten war. Wie kann das sein?
Ich habe vorläufig keine Ahnung, unter welchen Umständen
Hans Fischerkoesen nach Den Haag gekommen ist und dort mehrere auf eine softe
Manier antinazistische Filme machen konnte. Darum beschränke ich mich heute
darauf, diesen ersten Fund zu zeigen:
Dienstag, 10. Juli 2012
Das Ornament der Masse: Tiller Girls und Wehrmacht Boys
Es gibt einen
schönen Essay mit dem Titel ‘Das Ornament der Masse’, den Siegfried Kracauer
1927 geschrieben hat. Kracauer schreibt über den neuen Umgang mit dem
menschlichen Körper in den Revuetheatern, in den Stadien, in den Kinos seiner
Zeit:
Ich habe diese Ähnlichkeit nirgendwo in der Literatur thematisiert gesehen. Um sie feststellen zu können, muss man beide Bilderwelten gesehen haben und die Ähnlichkeit zunächst einmal konstatieren. Und wenn man sie nicht akzeptieren will, muss man sich klarmachen, worin Fords Nähe zu Riefenstahl besteht und was bei Riefenstahl so entsetzlich über Ford hinausgeht. Die Augen schließen hilft nicht.
‚Mit den Tillergirls hat es begonnen. Diese
Produkte der amerikanischen Zerstreuungsfabriken sind keine einzelnen Mädchen
mehr, sondern unauflösliche Mädchenkomplexe, deren Bewegungen mathematische
Demonstrationen sind. Während sie sich in den Revuen zu Figuren verdichten,
ereignen sich auf australischem und indischen Boden, von Amerika zu schweigen,
in immer demselben dichtgefüllten Stadion Darbietungen von gleicher
geometrischer Genauigkeit. Das kleinste Örtchen, in das sie noch gar nicht gedrungen
sind, wird durch die Filmwochenschau über sie unterrichtet. Ein Blick auf die
Leinwand belehrt, dass die Ornamente aus Tausenden von Körpern bestehen,
Körpern in Badehosen ohne Geschlecht. Der Regelmäßigkeit ihrer Muster jubelt
die durch die Tribünen gegliederte Menge zu.‘
Siegfried
Kracauer, Das Ornament der Masse,
Frankfurt am Main 1977, 50-63
Die Europäer der
zwanziger Jahre beschäftigten sich obsessiv mit dem Thema der Massen. Die
intellektuelle Elite hatte Angst vor der Masse, Angst vor der erwarteten
Überbevölkerung. Der Erste Weltkrieg und die Russische Revolution hatten
vorgeführt, was aggressive Massen bewirken können. Die Kulturbürger suchten
tieferschrocken nach Erklärungen und Rezepten zur Kontrolle der kulturlosen Massen.
Kracauer stellt das
Phänomen des ornamentalen Kollektivkörpers in einen Zusammenhang mit dem
kapitalistischen Produktionsprozess. „Den Beinen der Tillergirls entsprechen
die Hände in der Fabrik.“ Vielleicht konnte es ihm 1927 noch nicht auffallen,
dass alle drei großen Ideologien der zwanziger und dreißiger Jahre in ihren
ästhetischen Produkten die Masse als Ornament vorführten: nicht nur der
amerikanische Kapitalismus, sondern auch der sowjetische Kommunismus und der deutsche
Nationalsozialismus. Und da geht es um Macht: Den Händen in der Fabrik entsprechen die Hände am Gewehr.
Alle drei politisch-ideologischen
Systeme, die in diesen Jahrzehnten miteinander konkurrierten und schließlich
durch den deutschen Faschismus in die Weltkatastrophe gejagt wurden, gebrauchten
Körperbilder und ornamentale Strukturen in Massenszenen, die sich verblüffend
ähneln. Die romantisierte Lebenswelt der amerikanischen Kavalleriesoldaten in
John Fords Western der dreißiger bis fünfziger Jahre präsentiert sich uns in vergleichbaren
Bilder- und Männerwelten wie in Leni Riefenstahls Wehrmachtsfilm von 1935 (Tag der Freiheit – Unsere Wehrmacht).
Ich habe diese Ähnlichkeit nirgendwo in der Literatur thematisiert gesehen. Um sie feststellen zu können, muss man beide Bilderwelten gesehen haben und die Ähnlichkeit zunächst einmal konstatieren. Und wenn man sie nicht akzeptieren will, muss man sich klarmachen, worin Fords Nähe zu Riefenstahl besteht und was bei Riefenstahl so entsetzlich über Ford hinausgeht. Die Augen schließen hilft nicht.
Sonntag, 8. Juli 2012
50 Jahre deutsch-französische Körpersprache
Adenauer und de Gaulle in Reims, 8. Juli 1962 |
Elysée-Vertrag 22. Januar 1963 |
Helmut Schmidt und Valérie Giscard d’ Estaing
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Gerhard Schröder und Jacques Chirac
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Nicolas Sarkozy und Angela Merkel
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Angela Merkel und François Hollande
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Samstag, 7. Juli 2012
Merkel macht muntre Männer müde
Die amerikanische
„TIME“ dieser Woche hat Angela Merkel auf dem Titelblatt. Peter Gumbel schreibt den
Leitartikel „Why everybody loves to hate Angela Merkel and why everybody is
wrong”:
Den Artikel habe
ich nicht gelesen und er ist auch im Internet nicht frei zugänglich. Auffallend
ist seine positive Haltung zu Merkel. Das erregte sofort die
Aufmerksamkeit des deutschen Blätterwaldes, zum Beispiel der "Welt".
Auch das Juliheft
des “Merkur” beschäftigt sich mit Angela Merkel. Wie immer sind zwei Artikel
online frei zugänglich. Einer davon ist Thomas E. Schmidts „Die Physikerin.Über die Langeweile in der deutschen Politik“. Schmidt beginnt ganz munter und
interessant, erliegt aber im Laufe seines Artikels den sedierenden Tendenzen
seines Themas: Er wird müde, und auch den Leser ergreift eine gewisse
Langeweile. Aber das liegt vielleicht nicht an ihm, sondern an Angela Merkel.
Gähn!
Fünf gute deutsche Krimis für den Urlaub
Mechtild Borrmann, Wer das Schweigen bricht (2011)
Horst Eckert, Schwarzer Schwan (2011)
Ulrich Ritzel,
Der Schatten des Schwans (2002)
Dagmar Scharsich,
Der grüne Chinese (2008)
Wolfgang Schorlau,
Das München-Komplott (2009)
Donnerstag, 5. Juli 2012
Lesen. Zittern oder: Warum ich einmal die deutsche Literatur links liegen ließ
Letztens fragte
D.K. ihre Facebook-Freunde nach ihrem Lieblingsroman von John Updike. Daraufhin
wurde von mehreren Lesern und auch von D.K. selbst „Couples“ genannt, der auch
bei mir ganz oben steht. Ich verehre Updike, und immer wenn mir die deutschen
Romane mal wieder zu abstrakt, zu kopflastig oder schlichtweg zu langweilig werden,
greife ich gern, auch zum zweiten oder dritten Mal, nach einem Updike-Roman. So
auch in der folgenden, mit etwas ganz anderem beginnenden Geschichte aus dem Jahr 2010, die aus meinem alten und leider nicht mehr
zugänglichen Blog stammt:
Gerard ist unser Retter. Gerard war vor zwanzig Jahren ein bekannter niederländischer Schwimmer und sein Körper strahlt noch die athletische Kraft von damals aus. Er hat ein etwas kantiges Gesicht und lacht gerne. Irgendwie wirkt er ein bisschen wie aus einer Phantasiewelt. Er könnte der Darsteller einer Comicfigur sein, eines freundlichen Superhelden. In der belgischen Comicserie Suske und Wiske, die in den Niederlanden einen Riesenerfolg gehabt hat, gibt es die Figur des obelixhaften Jerom, liebevoll auch Jerommeke genannt. Jerom ist zeitweise auch eine eigene Comicserie gewesen, die in Deutschland unter dem Namen Wastl gelaufen ist. Gerard ist wie Jerom.
Cheiron war ein
Weiser, Lehrer vieler griechischer Helden. Cauldwell hasst seinen Beruf, obwohl
ihn die Schüler lieben; er widmet sich ganz seinem Sohn Peter, dessen Figur
autobiographische Züge von John Updike hat. Das Buch erzählt aus beiden Perspektiven;
es spielt im Winter, „Frostfarne“ wachsen an den Fensterrändern, Cauldwells
Auto versagt nach dem Termin für die todesverkündenden Röntgenaufnahmen, und
Vater und Sohn stehen frierend in der pennsylvanischen Nacht, doch der Vater
regelt ein Hotelzimmer und eilt wieder davon, um die Dinge zu regeln. Der Sohn
steht nackt und allein am Fenster, schaut auf die wirren Lichtreklamen, friert
und kriecht zwischen die klammen Laken. Ich zittre mit, vor Kälte – und vor
Ehrfurcht.
Gerard ist unser Retter. Gerard war vor zwanzig Jahren ein bekannter niederländischer Schwimmer und sein Körper strahlt noch die athletische Kraft von damals aus. Er hat ein etwas kantiges Gesicht und lacht gerne. Irgendwie wirkt er ein bisschen wie aus einer Phantasiewelt. Er könnte der Darsteller einer Comicfigur sein, eines freundlichen Superhelden. In der belgischen Comicserie Suske und Wiske, die in den Niederlanden einen Riesenerfolg gehabt hat, gibt es die Figur des obelixhaften Jerom, liebevoll auch Jerommeke genannt. Jerom ist zeitweise auch eine eigene Comicserie gewesen, die in Deutschland unter dem Namen Wastl gelaufen ist. Gerard ist wie Jerom.
Gerard, unser
Handwerker, ist ein Künstler im Umgang mit Holz und allen anderen Dingen, aus
denen ein Haus gemacht ist. Und bei altem, verrottendem Holz ist er ein Arzt
und Chirurg, der die kranken Stellen fachkundig erkennt, heilt und restauriert.
Während
Gerard-Jerom auf diese Weise unseren alten Balkon behandelte, wurden wir an
Himmelfahrt mit einem akuten Leck im Heizungssystem konfrontiert. Da der
Meister im Hause war, konnte Schlimmeres vermieden werden. Das Leck befand sich
an einer sehr unzugänglichen Stelle. Gerard sägte an zwei Stellen die Wände auf,
dadurch eröffneten sich Einblicke in die geheimnisvollen Höllenschlünde unseres
alten Hauses mit fauchenden und spritzenden Leitungen, die sich in
unergründliche Dunkelheiten zu entziehen versuchten und uns dabei mit stetem
Wasserfluss in Panik hielten. Gerard zähmte sie zunächst durch Entzug des
Nachschubs. Die Kur traf allerdings auch uns: Eine Nacht und einen Tag lang
verharrten wir in der Kälte, die trotz des Maienmonds das Haus umfing und in
uns eindrang. Zitternd zogen wir uns unter Decken zurück und griffen zwecks
Ablenkung und erhofftem Trost zu Büchern, um lesend dem Ungemach zumindest
geistig zu entkommen.
Für mich lag der
Roman Der Mann schläft von Sibylle
Berg bereit. Der Titel drängte sich mir geradezu auf in einer Situation, in der
außer Liegen, Warten, Lesen und Schlafen nicht viel möglich war. Dieses
merkwürdige Buch jedoch begann sich nach wenigen Seiten in mich einzufressen,
in denen die weibliche Hauptfigur am Vergehen der Zeit, an unendlichen, nicht
vorübergehen wollenden Urlaubstagen und an ihrer Beziehungslosigkeit und
–oberflächlichkeit zu leiden und immer nur zu leiden hatte. Die weibliche Erfahrung
des Alterns wird in gnadenloser sibyllinischer Negativität an den Leser
weitergegeben; kein Hauch menschlicher Wärme erleichterte mein lesendes Dasein,
Ironie gab es zwar, doch auch sie war von eisiger Kälte. Nach dreißig Seiten
konnte ich nicht mehr und legte das Buch zitternd zur Seite.
Ich ging zum
Bücherschrank, ließ die deutsche Literatur links liegen und wandte mich den
Amerikanern zu. In den letzten Monaten hatte ich zwei der Rabbit-Romane von
John Updike wiedergelesen und einige seiner neueren angeschafft, aber mein
Blick blieb am Anfang der Reihe hängen: dort stand ein kleines unscheinbares
Buch, auf schlechtem Papier gedruckt, vom ehrenwerten DDR-Verlag Volk und Welt: Der Zentaur, (The Centaur)
Updikes zweiter Roman aus dem Jahr 1963; ich hatte ihn nie gelesen.
Und so tauchte
ich ein in die Welt des Lehrers Cauldwell; schon bald war deutlich, dass es um die
letzten drei Tage im Leben der Hauptfigur gehen würde, um Sterben und Tod also,
aber wie anders, wie menschlich, wie überaus humorvoll ging es hier zu. Und wie
überaus merkwürdig: die Figur Cauldwell changiert zwischen dem amerikanischen
Highschool-Lehrer und dem Zentauren Cheiron aus der griechischen Mythologie.
Die Erzählung beginnt höchst befremdlich damit, dass dem Lehrer beim Unterricht
ein Stahlpfeil in die Ferse geschossen wird, woraufhin er blind vor Schmerz aus
dem Klassenzimmer flieht. Der antike Cheiron erlitt die gleiche Verletzung
durch einen vergifteten Pfeil und musste seine Heilung mit dem Verlust des
ewigen Lebens erkaufen.
Cauldwell ist Cheiron. Solch einen Plot hätte ich für unrealisierbar erklärt, aber der Zaubersprache Updikes gelingen die Übergänge und Verbindungen zwischen amerikanischem Kleinstadtleben und griechischer Mythenwelt auf unerklärliche und faszinierende Weise. Sie ist durchzogen von einer witzigen Menschenfreundlichkeit, einer väterlichen Liebe und wörtergebärenden Vielfalt, die mich in ihren Bann gezogen haben: welch ein Roman, welch ein Schriftsteller!
Mittwoch, 4. Juli 2012
Ästhetik der DDR: Der MITROPA-Speisewagen
Zu meinen
schönsten Zugerinnerungen aus den sechziger und siebziger Jahren gehört der
MITROPA-Speisewagen. Auf den endlos langen Fahrten von und nach West-Berlin –
damals dauerte eine Fahrt von Leer/Ostfriesland nach West-Berlin ca. zwölf
Stunden - war er der geeignete Ort, die Ödnis der Kontrollaufenthalte und die
Kälte der Abteile zu überwinden.
Die Speisewagengäste waren immer für eine Überraschung gut: Das lag an der mitteleuropäischen Mischung, die dich an einen Tisch mit Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsformen brachte, die ebenso entnervt waren wie du selbst und gerade deshalb zu ungewöhnlichen Gesprächen bereit.
Was es dort zu essen gab, war im allgemeinen bescheiden aber gut. Aber sie hatten das gute Radeberger Pilsener, das noch heute im vereinigten Deutschland als feine Marke gilt. Und es gab das MITROPA-Kaffekännchen, zu dem ich eine merkwürdige Ding-Liebesbeziehung aufgebaut habe. Ich hab‘ auch eines geklaut. Es steht immer noch bei uns im Geschirrschrank.
Heute gibt es Museen, die sich um solche Dinge kümmern. Und da sie unterfinanziert sind, kann man Pate eines Gegenstands werden und damit seine liebevolle Pflege garantieren. Schaut euch um im Museum der Dinge in Berlin.
Die Speisewagengäste waren immer für eine Überraschung gut: Das lag an der mitteleuropäischen Mischung, die dich an einen Tisch mit Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsformen brachte, die ebenso entnervt waren wie du selbst und gerade deshalb zu ungewöhnlichen Gesprächen bereit.
Was es dort zu essen gab, war im allgemeinen bescheiden aber gut. Aber sie hatten das gute Radeberger Pilsener, das noch heute im vereinigten Deutschland als feine Marke gilt. Und es gab das MITROPA-Kaffekännchen, zu dem ich eine merkwürdige Ding-Liebesbeziehung aufgebaut habe. Ich hab‘ auch eines geklaut. Es steht immer noch bei uns im Geschirrschrank.
Heute gibt es Museen, die sich um solche Dinge kümmern. Und da sie unterfinanziert sind, kann man Pate eines Gegenstands werden und damit seine liebevolle Pflege garantieren. Schaut euch um im Museum der Dinge in Berlin.
Schönheit des Kollektiven – Produktdesign in der DDR
Helga Niemann, Quietschtiere, DDR 1979
Vom 3. Juni – 31.
August 2012 findet in der Kommunalen Galerie Berlin die Ausstellung „Schönheit
des Kollektiven“ zum Produktdesign in der DDR statt.
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Dialog über Österreich
Café
Deutschland ist – wie der Name schon sagt – doch sehr auf die deutsche kulturelle Szene ausgerichtet,
und Österreich und die Schweiz werden immer mal wieder unter „deutscher“ Kultur
subsummiert. Heute will ich zeigen, dass ich mir darüber Gedanken mache und
bringe deshalb den folgenden Dialog über Österreich von Gerhard Rühm, der vom
österreichischen Animationsfilmer Hubert Sielecki zu einem eindrucksvollen YouTube-Film
verarbeitet worden ist:
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