Die Philologen haben Nietzsche nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, ihn zu verstehen. (P.G.)
Friedrich Nietzsche wurde 1844 geboren und starb nach einer mehr als zehnjährigen Periode des Wahnsinns im Jahre 1900. Er war mit Leib und Seele ein Mann des 19. Jahrhunderts, auch wenn er meinte, der Welt die Philosophie der Zukunft geschenkt zu haben.
Nietzsche war in vieler Hinsicht auf der Höhe seiner Zeit, nur in den Naturwissenschaften glaubte er noch weiterer Studien zu bedürfen. Zu diesem angestrebten zehnjährigen Sabbatical ist er aber nicht mehr gekommen. Seinen ungewöhnlichen Plan jedoch, nach dem von ihm verkündeten Tode Gottes aus der Philosophie eine den modernen Naturwissenschaften anempfundene Experimentalwissenschaft zu machen, hat er – auf seine Weise - verwirklicht. Die Grundlagen hierfür bezog er aus einem Bereich, der ihm zutiefst vertraut war: der genialischen Frühgeschichte seines Jahrhunderts mit dem deutschen Klassizismus und der romantischen Universalpoesie. Um Nietzsche zu verstehen, muss man nicht ins 20. oder gar 21. Jahrhundert blicken, sondern auf die drei, vier Jahrzehnte um das Jahr 1800 herum: auf Goethe, Herder und Hamann, auf Friedrich Schlegel, Novalis und Fichte. Schließlich - und das sollte man nie vergessen: Er war ein Philologe!
Allerdings: ein Abtrünniger! Die Philologie war ihm nicht genug. Nach seiner frühen Professur für Klassische Philologie in Basel strebte er eine Professur für Philosophie an, um eine bessere Basis für sein Projekt einer poetischen Philosophie zu bekommen. Die hat er nie erhalten, und so begann er eine Existenz als wandernder freier Denker. Er wollte Natur und Wissenschaft, Kunst und Philosophie zu einer Art Gesamtkunstwerk zusammenführen. Das entsprach der Logik aus dem Tode Gottes: der Mensch wird aus der Metaphysik in die radikale Immanenz geworfen und dadurch verpflichtet, sich selbst zu erschaffen.
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