Mit Wolfgang Schäubles Bekenntnis zu Sisyphos hat
Deutschland doch noch einen Anhänger des griechischen Geistes: Siehe den FAZ-Bericht zu Schäuble bei Beckmann.
Wir müssen uns
Schäuble als einen glücklichen Menschen vorstellen.
Cookie
Freitag, 30. November 2012
Donnerstag, 29. November 2012
Fremdbild: The Tyranny of Greece over Germany
Ich hatte noch nie von diesem Buch gehört, bis ich dem Titel
im letzten “Spiegel” begegnete, wiederum im Zusammenhang mit der
Griechenland-Krise. Da habe ich mich auf die Suche gemacht. Erst der Untertitel
zeigt, worum es geht: “A study of the influence exercised by Greek art and
poetry over the great German writers of the eighteenth, nineteenth and
twentieth centuries”.
Die englische Germanistin Eliza Butler (1885-1959) war ihr
Leben lang von einer Hassliebe zu Deutschland und den Deutschen bestimmt. Ihr
germanophiler irischer Vater hatte seine drei Töchter gegen den Willen der
Mutter auf ein Internat nach Hannover geschickt. Das führte bei Eliza schon als
Kind zu einer Grundhaltung von Hass und Ekel in Bezug auf ihre deutschen
Mitschülerinnen. Da sie nun aber schon einmal gut Deutsch konnte, wurde sie
Deutschlehrerin und Germanistin mit längeren Aufenthalten in verschiedenen
deutschen Städten und schließlich Professorin in Manchester und Cambridge.
Nach der Machtergreifung Hitlers schrieb sie das oben
genannte Werk, in dem sie die Theorie einer Selbstversklavung der Deutschen
unter den griechischen Geist entwickelte. So hätten die Deutschen schon im 18.
Jahrhundert die radikale Unterordnung unter eine Idee entwickelt, die im 20.
Jahrhundert so schreckliche Folgen zeitigte. Auch bei der Autorin ist der Titel des Buches also
uneigentlich gemeint. Das Buch scheint absolut nicht dumm und obskur zu sein,
wenn auch methodologisch fragwürdig. Die Nazis haben 1935 verhindert, dass es
auf Deutsch erscheinen konnte. Bei einem Besuch Deutschlands 1948 fand Butler
in den zerstörten Städten “a kind of beauty, as if Berlin had found her soul in
the surrounding chaos”(Paper Boats, 189). Butler beschreibt ihre Geschichte in
ihrer Autobiographie “Paper Boats” (1959). Einen kurzen Überblick über Butlers
Leben und Denken gibt Sandra Peacock in ihrem Artikel “Struggling with the daimon: Eliza M. Butler on Germany and Germans” (2005).
Erst nach dem Krieg erschien 1948 eine gekürzte deutsche Ausgabe
unter dem verfälschenden Titel “Deutsche im Banne Griechenlands”, die kaum
Aufmerksamkeit gefunden hat. Weitere deutsche Ausgaben und eine Rezeptionsgeschichte
durch die deutsche Germanistik scheint es nicht gegeben zu haben. Das finde ich
verwunderlich, da Butler sich völlig auf die großen deutschen Dichter und
Denker Winckelmann, Lessing, Herder, Goethe, Schiller, Hölderlin und Heine
konzentriert und ihre Botschaft über die sklavische Eigenart aller Deutschen nur indirekt vermittelt,
was auch für das englische Publikum nicht so einfach herauszulesen gewesen sein
mag.In der angelsächsischen Welt dagegen hat es immer wieder Neuausgaben des Buches gegeben, zuletzt 2006 und 2012, und mit der amerikanischen Historikerin Suzanne Marchand (“Down from Olympus”, 1996) auch eine methodologische Fortentwicklung des Ansatzes von Eliza Butler. So ist das Werk eine bedeutende Quelle des angelsächsischens Denkens über Germany und Germanness geworden, die man kritisieren, aber nicht ignorieren sollte.
Das Buch wird auch in der aktuellen Situation der
griechisch-europäischen Schuldenkrise in England (wieder) ernst genommen. So
attestiert eine Rezension im London Review of Books zum einen den heutigen Deutschen, nichts mehr mit der alten
Unterwerfung unter ein Ideal zu tun haben zu wollen und stellt zum anderen eine
Verbindung zum positiven Umgang mit Griechenland und Greekness in der jetzigen
Krise her.
Ich persönlich bin immer noch perplex, dass mir dieses Buch
in all den Jahren meiner Beschäftigung mit Germanness
in den Augen anderer noch nie begegnet ist, und eben auch nie in einem
germanistischen Zusammenhang. Aber deutsche Germanisten lesen wohl auch heute
noch nur deutsche Untersuchungen über
deutsche Dichter und Denker.Wir - ein deutsches und europäisches Wir - sollten aber wissen, auf welcher Grundlage englische und amerikanische Intellektuelle ihr heutiges Bild über Deutschland und die Deutschen entwickeln. Und uns dazu äußern.
Montag, 26. November 2012
Fremdbild: Tuvia Tenenbom, Allein unter Deutschen
Am 10. Dezember erscheint Tuvia Tenenboms Buch “Allein unter Deutschen. Eine Entdeckungsreise”. Es ist die Übersetzung von “I Sleep in Hitler’s Room. An American Jew Visits Germany”, mit ein paar Abstrichen, die aus juristischen Gründen gemacht wurden.
Im Vorfeld gab es allerlei Tamtam. Siehe Süddeutsche Zeitung
und Spiegel-Online.
Sonntag, 25. November 2012
Königin Angela
Freitag, 23. November 2012
Die Verwienerung von Berlin
“Die Verwienerung
Berlin schreitet so und so fort – und das ist gut so.”
Die kultivierte Österreicherin Marianne Sajdik, von der dieser Satz stammt, hat in Berlin einen Wiener Salon eröffnet, in dem sie, ganz in der Tradition der Berliner Romantik, Künstlern und Kulturschaffenden einen gepflegten Treffpunkt bietet.
Sie hat Stil, allerdings einen völlig unberlinischen. Berlin wird auch das überleben:
Die kultivierte Österreicherin Marianne Sajdik, von der dieser Satz stammt, hat in Berlin einen Wiener Salon eröffnet, in dem sie, ganz in der Tradition der Berliner Romantik, Künstlern und Kulturschaffenden einen gepflegten Treffpunkt bietet.
Sie hat Stil, allerdings einen völlig unberlinischen. Berlin wird auch das überleben:
Wer dagegen nur einfach mal in Berlin ein echtes Wiener Schnitzel essen will, dem sei das Wiener Beisl in der Kantstraße empfohlen:
Wiener Küche und echt österreichische Bedienung.
Dienstag, 20. November 2012
Der "Stille Ort": Monster Munch (Tourist) versus Peter Handke
Wo liegen die Quellen der deutschen Kreativität? Richtig: im
deutschen Gymnasium und in der deutschen Provinz. Beide sind so öde, dass lebendige
Geister sich nur unter konvulsivischen Zuckungen davon befreien können und – bei
hinreichendem Talent - auf diese Weise den Ort finden, an dem sie sich zum Ausdruck bringen.
(Zum Weiterlesen hier klicken:)
Damit es nicht heißt, dass Café Deutschland sich nur mit der
(allerdings unausschöpfbaren) Berliner Szene beschäftigt, propagiere ich heute
eine völlig unbekannte Gruppe aus der Provinz (genauer: aus Wunstorf), die sich
sicher auch bald nach Berlin aufmachen wird: Marwin, Stefan und Timo mit ihrer
Band Monster Munch. Ich habe sie auf der Website Neue-bands.de gefunden. Es
gibt ein frei zugängliches Digital-Album von ihnen mit sieben Songs, davon vier
auf Deutsch.
"Tourist” ist ihr Demo-Video:(Zum Weiterlesen hier klicken:)
Sonntag, 18. November 2012
Staplerfahrer Klaus: ein lehrreicher Kurzfilm!
Freitag, 16. November 2012
Die Schule der Neuen Prächtigkeit (2): Starckdeutsch
Es lebe Matthias
Koeppel und seine ingeniöse Sprachschöpfung „Starckdeutsch".
Hullondüsche
Tumautn
Harrlüch! – dönckst tu, gauffßt die rauten
Glantzind pfröschn Totumauten.
Duch peim Ößßn marckstde dunn,
dißß monn gurnüxx tschmarckn kunn;
Sünd’z nonn Gorcken, sünd'z Tumautn, –
Üst öss garr oin Heunarbrautn,
pfrösch oss Hullondt ümmporturt?
Hart monn düch woll arnngeschmuurt?
Überregional bekannt wurde er durch sein Gedicht zur Misere der deutschen Architektur:
„Das
Starckdeutsche ist durch seinen vokalkräftigen und konsonantenverstärkten
Charakter weniger zum stillen Lesen als zum lauten Vortrag von Gedichten
geeignet.“ (Wikipedia)
Ja, das stimmt,
setzt aber ein gehöriges Maß an Übung voraus. Diese Übung lässt sich auch durch
stilles Lesen erreichen, wenn man akzeptiert, dass sich die Urkraft der
starckdeutschen Laute über die Augen sofort in die Lippen fortsetzt, die –
zumindest leise - einfach ausdrücken wollen, was dort (ent-)steht.
Es mag ein wenig
gewöhnungsbedürftig sein, und nicht jedes Wort erschließt sich dem tastenden
Leser im ersten Versuch, der Effekt rechtfertigt jedoch die Mittel: eine ganz
ungekannte, und so bisher unempfundene Verstärckung von Sprache und Inhalt
stellt sich ein.
Hier ein
Beispiel, dass ich bei meiner Sammlung von deutschen Texten über die
Niederlande völlig übersehen hatte:Harrlüch! – dönckst tu, gauffßt die rauten
Glantzind pfröschn Totumauten.
Duch peim Ößßn marckstde dunn,
dißß monn gurnüxx tschmarckn kunn;
Sünd’z nonn Gorcken, sünd'z Tumautn, –
Üst öss garr oin Heunarbrautn,
pfrösch oss Hullondt ümmporturt?
Hart monn düch woll arnngeschmuurt?
Überregional bekannt wurde er durch sein Gedicht zur Misere der deutschen Architektur:
Arr, di
Arr; di Arrckitucktn -
jarr, di sünd tautul pfarrucktn.
Pauhn onz euburoll Quaduren,
vo se gurrnücht henngehuren.
Vn demm Hurz büsz ze denn Ullpn
snd di Häusur steitz di sullpn.
Duch di Arrckitucktn tschumpfn:
Onzre Pauhörrn snd di Tumpfn!
Olle zullte mon kastruren,
düßße auff ze pauhin huren;
odur stott ünn rachtn Winkuln
se dönn pauhin, wi se pinkuln.
jarr, di sünd tautul pfarrucktn.
Pauhn onz euburoll Quaduren,
vo se gurrnücht henngehuren.
Vn demm Hurz büsz ze denn Ullpn
snd di Häusur steitz di sullpn.
Duch di Arrckitucktn tschumpfn:
Onzre Pauhörrn snd di Tumpfn!
Olle zullte mon kastruren,
düßße auff ze pauhin huren;
odur stott ünn rachtn Winkuln
se dönn pauhin, wi se pinkuln.
Zu finden in:
Matthias Koeppel, Starckdeutsch. Sämtliche Gedichte. Volksausgabe, Berlin 1981
Samstag, 10. November 2012
Johannes Grützke: Schule der Neuen Prächtigkeit (1)
Im November vor zwei
Jahren wäre ich beinahe nach Berlin gefahren, um eine Retrospektive der „Schule der Neuen Prächtigkeit“ zu sehen. Johannes Grützke und Matthias Koeppel, die
beiden übrig gebliebenen Maler dieser Berliner Gruppe aus den siebziger Jahren
machten selbst die Führungen. Ich hatte mich sogar schon dafür angemeldet, dann
bin ich aus nichtigen Gründen zu Hause geblieben. Danach habe ich zwei, drei Mal
die Kataloge angesehen; jetzt ist mir wieder eingefallen, dass Matthias Koeppel
zeitweilig auch eine ganz besondere Variante deutscher Lyrik produziert hat: er
war der Erfinder des „Starckdeutsch“, einer vokal- und konsonantenverstärkten
Kunstsprache, die mir viel Freude gemacht hat.
Grützke hält sich internetmäßig sehr zurück. Seine Website oder „Heimseite“ wie es dort heißt, wird von einem Mittelsmann unterhalten, da der Meister ja malen muss. Dort finden sich mal mehr mal weniger aktuelle Werke, im Moment eher weniger: www.johannesgruetzke.de/ .
Meine Lieblingsbilder waren damals diese beiden:
Jetzt ist es
wieder November, und wieder findet in Berlin eine Grützke-Ausstellung statt. Nein, gleich mehrere: Er ist dieses Jahr 75 geworden.
Von Johannes Grützke hatte ich als Student mein erstes Original-Kunstwerk gekauft, eine
kleine Radierung, auf der ein angewinkelter Ellenbogen und das unvermeidliche
verzerrte Gesicht Grützkes zu sehen waren. Grützkes Bilder hatten es mir
angetan; wieso wusste ich damals nicht genau. Meine damalige und heutige Frau,
mit der ich in Geschmacksfragen meist übereinstimme, fand und findet Grützke
ganz schrecklich. Ich mag ihn immer noch. Mein besagtes erstes Original hat sie
damals auf dem Flughafen in Düsseldorf stehen lassen, unabsichtlich natürlich.
Wenn ich in die Gegend komme, schaue ich mich immer noch um, ob es nicht
irgendwo auftaucht.Grützke hält sich internetmäßig sehr zurück. Seine Website oder „Heimseite“ wie es dort heißt, wird von einem Mittelsmann unterhalten, da der Meister ja malen muss. Dort finden sich mal mehr mal weniger aktuelle Werke, im Moment eher weniger: www.johannesgruetzke.de/ .
Meine Lieblingsbilder waren damals diese beiden:
Unser Fortschritt
ist unaufhörlich, 1973
|
Darstellung der Freiheit, 1972 |
Samstag, 3. November 2012
Walt Disneys Anti-Nazifilm “Education for Death” (1943)
Außer “The Fuhrer’s Face” hat Walt Disney 1943 noch einen weiteren Anti-Nazifilm gemacht:
„Education for Death“. In diesem Zeichentrickfilm lässt er nicht Donald &
Co. figurieren, sondern versucht sich an einem politisch-didaktischen
realistischen Film über Erziehung im Nationalsozialismus. Als Grundlage benutzte
er das gerade erschienene Buch „Education for Death. The Making of the Nazi“
von Gregor Ziemer. Der Film sollte offenbar auch eine Werbung für das Buch
sein:
Ziemers Buch ist
übrigens im selben Jahr auch von Edward Dmytryk unter dem Titel „Hitler’s Children“
verfilmt worden.
Freitag, 2. November 2012
Mau Mau: ein saublödes Kartenspiel mit hohem Suchtfaktor
Als Jugendlicher war ich der Mau-Mau-König von Leer. Nicht
dass ich irgendwelche Wettkämpfe gewonnen hätte; es fiel nur im Kreise meiner
Freunde auf, dass ich sehr häufig gewann.
Bei Skat hatte ich dagegen keine Chance. Ich kann und mag es
noch heute nicht. Wahrscheinlich, weil man bei diesem Spiel gut bei der Sache
bleiben und sich die ausgespielten Karten merken muss. Bei Mau Mau brauchst du
im Prinzip nur die Karten mechanisch abzuwerfen und ab und zu ein klein wenig
aufzupassen. Das liegt mir mehr. Dann kann man auch mal an was anderes denken
oder sich in der Kneipe umgucken. Trotzdem ist es ein schönes Kartenspiel, dass
wahrscheinlich alle nach dem Krieg geborenen Deutschen kennen. Und in den Niederlanden
wahrscheinlich kaum jemand.
Deshalb installiere ich heute das Label “Spieltisch” im Café
Deutschland und fülle es mit einem Online-Mau-Mau-Spiel. Die Regeln findet ihr
im Wikipedia-Artikel. Dazu genügen die Abschnitte “Die Grundregeln” und “Weitere
Regeln”. Die ellenlangen Varianten könnt ihr vergessen.
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