Bei aller Unterschiedlichkeit schälte sich doch etwas
Gemeinsames heraus: die Möglichkeit oder Unmöglichkeit, aus dem einmal
gewählten oder zugefallenen Leben auszubrechen und heimlich eine zweite Option,
ein Second Life zu versuchen. Herrndorf und Glattauer spielen das mit einem für
die deutsche Literatur ungewöhnlichen Humor durch, der um so wirksamer ist, als
in beiden Fällen ein eher tragischer Hintergrund vorhanden ist, der auch nicht
in einem Happy End aufgelöst wird.
Herrndorf ist es gelungen, einen Roman zu schreiben, der
gleichzeitig romantisch, sozial- und zivilisationskritisch und überaus
vergnüglich ist, ein Roadmovie zweier Jugendlicher, die durch einen
kurzfristigen Ausbruch aus ihrer verständnislosen Umgebung Zugang zum Leben und
sich selbst erhalten.
Die virtuelle Email-Liebe in Glattauers Roman: ist sie ein
Betrug am real existierenden Ehemann, ist sie eine Parallelidentität, die
zusätzlich neben der realen funktionieren kann? Das Thema scheint die Leute zu
interessieren: der Roman hat schon seit sechs Jahren einen Riesenerfolg mit
inzwischen rund einer Million verkauften Exempalren. Seit 2010 gibt es ihn auch
als Theaterstück.
Die Erzählungen Annette Pehnts dagegen sind mit einem
gnadenlosen und tragischen Realismus erzählt und handeln zum Teil von der Härte
des Lebens mit einer Behinderung, die allen Versuchen der Betroffenen und der
sie Pflegenden, diese zu überspielen, nachhaltig trotzt.
Hochhäuslers Film spielt in der Frankfurter Finanzwelt, die von einer menschlichen Kälte
durchwirkt ist, die den in ihr agierenden Personen so zur zweiten Haut geworden
ist, dass auch ihre Ausbruchsversuche davon bestimmt bleiben: harte,
sadistische, unehrliche Worte und Handlungen, aus denen die Liebenden (?) sich
nicht befreien können. Der Regisseur entwickelt eine eigene Bildsprache und
Ästhetik,um diese Ausweglosigkeit deutlich zu machen. Ein großartiger Film mit
einer großartigen Hauptdarstellerin: Nicolette Krebitz!
Aber die Kälte wirkte nach:
Aber die Kälte wirkte nach:
Das Wetter in Rothenberge verlockte mit schmeichlerischer
Frühlingsluft, die mir am Nachmittag, als ich ohne Jacke hinausgegangen war, plötzlich eiskalt um den Hals fuhr und mit einer
Erkältung nach Hause schickte.
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