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Donnerstag, 8. März 2012

Die Zauberflöte (3): Zum Internationalen Frauentag - Mann und Weib und Weib und Mann

Aus einem Artikel, den ich vor kurzem geschrieben habe:

„Sarastro wird in der Literatur immer wieder als autoritärer, zumindest aber als patriarchalischer Herrscher gesehen. Dabei wird der eigentliche Höhepunkt der Oper gar nicht zur Kenntnis genommen: seine Bereitschaft zum Verzicht. Das Besondere an Sarastro ist ja gerade, dass er die Übergabe seiner Macht aus freiem Willen und zu seinen Lebzeiten vorbereitet und dabei einen neuen Schritt in der Menschheitsgeschichte tut. Mozart und sein Librettist projektieren eine Synthese aus der Welt der Königin der Nacht und Sarastros, eine Machtsynthese des weiblichen und männlichen Prinzips: die gleichberechtigte Doppelherrschaft Taminos und Paminas. Was hier angestrebt wird, ist eine in der Geschichte zwar nicht einzigartige, aber doch völlig neu begründete gemischtgeschlechtliche Dyarchie: ‚Mann und Weib und Weib und Mann, reichen an die Gottheit an.‘


Mit Nachdruck weist das Libretto hier auf die gleichwertige Verbindung des männlichen und des weiblichen Prinzips hin: durch die nochmalige Wiederholung von ‚Mann und Weib‘ in umgekehrter Reihenfolge: ‚Weib und Mann‘. Das ist die Synthese in dieser dialektisch aufgebauten Oper: im ersten Akt begegnet der Zuschauer dem weiblichen Prinzip in Gestalt der Königin der Nacht, und er wird, wie auch Prinz Tamino, ganz von ihr eingenommen. Im zweiten Akt wechselt die Perspektive zum männlichen Prinzip des Herrschers des Lichts; der von der Königin indoktrinierte Zuschauer gerät in Verwirrung und schlägt sich schließlich nach Aufklärung der Hintergründe, wie auch der Prinz und Pamina, die Tochter der Königin, ganz auf die Seite Sarastros. Sarastro selber fügt in Weisheit und Selbstentsagung wieder zusammen, was zusammen gehört: Mann und Weib und Weib und Mann. Und er bereitet mit Hilfe von Versammlungen und Prozeduren, deren Ausgang er nicht allein bestimmen kann, die friedliche Übergabe seiner Macht vor. Der Prinz des Lichts Tamino und die Prinzessin der Nacht Pamina: in der Nachfolge Sarastros wird eine Doppelherrschaft stehen, eine Dyarchie, in der ein Mann und eine Frau gleichberechtigte Herrscher sind.“

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